Viersen. Ein lauer Abend, eine vibrierende Atmosphäre und ein Künstler, der mitreißt: KAMRAD hat am Samstag die Sommerbühne am Hohen Busch in eine pulsierende Klanglandschaft verwandelt. Mit seiner Mischung aus elektronischem Pop, ehrlichen Texten und rockiger Energie brachte der Singer-Songwriter aus Wuppertal die Menge zum Strahlen – und zum Tanzen.
Von HB-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Magazin – Bevor der Hauptact die Bühne betrat, eröffnete Newcomerin Greta das Konzert mit einem beeindruckenden Auftritt. Die junge Musikerin, die sich selbst am Keyboard, an der Gitarre und mit ihrer klaren Stimme begleitet, überzeugte mit einem Mix aus introspektivem Indiepop und urbaner Coolness. Ihre Songs, irgendwo zwischen Fernweh und Selbstfindung, trafen genau den Nerv der jungen Besucher – und ließen auch die Älteren aufhorchen. Ihre charmante Zurückhaltung auf der Bühne verlieh dem Auftritt eine angenehme Intimität, die bei vielen für Gänsehaut sorgte.

Dann, gegen 21 Uhr, betrat KAMRAD die Bühne – und schlagartig wechselte die Energie. Wo eben noch sanfte Melancholie herrschte, dominierten nun kräftige Beats und elektrisierende Lichtspiele. Der 27-Jährige legte mit einem Repertoire los, das nicht nur auf Streaming-Plattformen millionenfach geklickt wird, sondern live seine volle Wirkung entfaltet. Ob „Feel Alive“ oder der Hit „I Believe“ – das Publikum sang lauthals mit, Arme reckten sich in die Luft, Handys leuchteten im Takt.
KAMRADs Sound ist kein glattgebügelter Radiopop – sondern kantig, ehrlich und durchdacht. Elektronische Samples treffen auf raue Gitarrenriffs, dazwischen immer wieder persönliche Geschichten, die der Künstler in seinen Songansagen teilte. So erzählte er etwa von der alten Gitarre aus dem elterlichen Keller, die heute noch in seinen Produktionen zu hören ist – ein Symbol für seine musikalischen Wurzeln und die Bodenständigkeit, die ihn trotz steigenden Erfolgs auszeichnet.
Auch wenn KAMRADs Show durchgestylt wirkte, blieb sie nie distanziert. Der Künstler suchte immer wieder den Kontakt zu den Menschen vor der Bühne, scherzte mit dem Publikum und ließ durchblicken, wie sehr ihn die Reaktionen berühren. „Es ist nicht selbstverständlich, so empfangen zu werden – danke, Viersen“, sagte er sichtlich bewegt.
Das Publikum, bunt gemischt von Teenagern bis hin zu langjährigen Musikfans, dankte es ihm mit tosendem Applaus und einer ausgelassenen Stimmung bis zum letzten Song. Nach rund 90 Minuten verabschiedete sich KAMRAD unter Jubel und Blitzlichtgewitter – ein Konzertabend, der weit über die Musik hinauswirkte.
Die Viersener Sommerbühne hat mit diesem zweiten Abend eindrucksvoll gezeigt, dass sie mehr ist als eine Konzertreihe: Sie ist ein Ort für Begegnungen, Emotionen – und für Musik, die bleibt. (cs)
