Die Gattung Scopula gehört zu den faszinierendsten Vertretern der Schmetterlingsfamilie der Spanner (Geometridae).
Von HB-Redakteurin Panos Ventouris
Natur & Umwelt – Mit weltweit etwa 800 bis 900 Arten zeigt diese Gattung eine beeindruckende Vielfalt, die besonders in den Tropen und Subtropen zur Geltung kommt. In Europa sind es hingegen lediglich 43 Arten, von denen rund 21 im deutschsprachigen Raum vorkommen. Doch was macht diese Gattung so einzigartig? Ein Blick auf ihre Merkmale, Lebensweise und Verbreitung, insbesondere in Griechenland, gibt spannende Einblicke in die Welt dieser zarten Nachtschwärmer.
Scopula-Falter sind relativ klein, mit einer Flügelspannweite von etwa 15 bis 30 Millimetern. Ihre Flügel zeichnen sich durch eine verhältnismäßig breite Form aus, wobei die Spitzen der Vorderflügel entweder gerundet oder leicht zugespitzt sein können. Die Hinterflügel zeigen einen runden oder leicht geschwänzten Außenrand. Ihre Grundfarbe reicht von Weiß über Brauntöne bis hin zu Weinrot oder Violettrot – ein Spektrum, das viele Arten in einer schlichten Eleganz erstrahlen lässt.
Besonders auffällig sind die Querlinien und Mittelbinden, die die Flügel zieren. Diese Muster variieren sowohl zwischen als auch innerhalb der Arten stark und können bei manchen Exemplaren schnell verschwinden. Diskalflecken und Wellenlinien ergänzen die Gestaltung und geben jedem Falter ein individuelles Erscheinungsbild.
Die Entwicklung der Scopula-Schmetterlinge ist ebenso bemerkenswert. Die Eier, mit ihren charakteristischen Längs- und Querrippen, schimmern meist in blassen Farben, verfärben sich aber oft mit roten Flecken. Nach wenigen Tagen schlüpfen die Raupen, die mit ihrer schlanken und farbvariablen Gestalt auffallen. Die Puppen, meist braun mit grünen oder gelblichen Schattierungen, bereiten die Falter auf ihren Flug vor.
Die Gattung Scopula ist global verbreitet, wobei der Schwerpunkt eindeutig in den Tropen und Subtropen liegt. Diese wärmeliebenden Falter haben sich an eine Vielzahl von Lebensräumen angepasst: von feuchten Regenwäldern bis hin zu kargen Bergregionen. In den gemäßigten Breiten, wie Mitteleuropa, findet man sie bevorzugt in warmen, offenen Landschaften.
Griechenland, mit seinem mediterranen Klima und seiner abwechslungsreichen Topographie, bietet ideale Bedingungen für viele Arten der Gattung Scopula. Hier finden sich die Falter sowohl in den wärmeren Küstenregionen als auch in höher gelegenen Gebieten, die über 3000 Meter hinausreichen. Besonders in den trockenen Phrygana- und Macchien-Landschaften der Ägäis-Inseln oder den Bergwäldern des Pindos-Gebirges lassen sich vielfältige Arten beobachten. Griechenlands Artenvielfalt macht das Land zu einem Hotspot für lepidopterologische Studien.
Scopula-Falter zeigen beeindruckende Flexibilität in ihrer Lebensweise. Viele Arten sind ein- bis mehrgenerationenreich (uni- bis plurivoltin), was bedeutet, dass sie ein bis mehrere Male im Jahr Nachwuchs hervorbringen. Die meisten Arten sind nachtaktiv und werden oft von künstlichem Licht angezogen, doch einige wenige wagen sich auch tagsüber auf Nahrungssuche.
Die Raupen der Scopula-Arten sind wahre Überlebenskünstler. Sie ernähren sich meist von Polyphagen, auch von einer Vielzahl an Pflanzen, und können in entsprechender Breite auch moosartige Pflanzen nutzen. In den Tropen zeigen sie hingegen eine Vorliebe für krautige Pflanzen und Laub. Während sie in wärmeren Regionen durchgehend aktiv bleiben, überwintern sie in kälteren Gebieten als Raupen.
Die Systematik der Gattung Scopula ist ebenso komplex wie ihre Artenvielfalt. Molekulare Analysen und morphologische Studien legen nahe, dass sich innerhalb der Gattung mehrere evolutionäre Linien entwickelt haben. Diese Vielfalt zeigt sich besonders in den Flügelmustern und Lebensweisen der Falter. Während die meisten europäischen Arten gut erforscht sind, gibt es in den Tropen noch zahlreiche unentdeckte oder kaum beschriebene Arten. (pv)