An der Nordküste der griechischen Insel Kos, eingebettet zwischen den Küstenorten Tigaki und Marmari, erstreckt sich die ehemalige Saline Tigaki – ein Gebiet, das eine bemerkenswerte Transformation von einem Zentrum der Salzgewinnung zu einem geschützten Naturreservat durchlaufen hat. Dieses Feuchtgebiet, auch als Alykes bekannt, fasziniert heute Besucher mit seiner reichen Flora und Fauna sowie seiner einzigartigen Landschaft.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos
Reisen – Die Geschichte der Salzgewinnung auf Kos reicht weit zurück, möglicherweise bis in die Antike. Während der osmanischen Herrschaft wurde hier bereits Salz produziert, und im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Saline zu einer bedeutenden Produktionsstätte. Um 1840 existierten in Griechenland acht Salinen; bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts stieg ihre Zahl auf 16 und erreichte in der Zwischenkriegszeit 25. Die Saline Tigaki stellte ihren Betrieb 1989 ein, nachdem sie jahrzehntelang unter staatlicher Aufsicht Salz gewonnen hatte.
Die Salzgewinnung erfolgte durch Verdunstung des Meerwassers, wobei der Zufluss über zwei Kanäle mit Schleusen reguliert wurde, von denen einige Überreste noch heute sichtbar sind. Nach der Einstellung des Betriebs übernahm die Natur das Areal, und das Gebiet entwickelte sich zu einem bedeutenden Feuchtbiotop. Heute umfasst der ovale Salzsee etwa 80 Hektar mit einer Länge von 1,5 Kilometern und einer Breite von 700 Metern.
Dieses Gebiet ist nun ein geschütztes Refugium für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Besonders bemerkenswert ist das Vorkommen von Flamingos, die hier während ihrer Zugzeiten rasten. Neben ihnen finden sich auch andere Vogelarten wie Pelikane, Reiher und verschiedene Wasservögel. Die hohe Salzkonzentration des Wassers ermöglicht das Überleben spezieller Organismen wie des Salzkrebses Artemia salina, der wiederum eine Nahrungsquelle für die Flamingos darstellt.
Für Besucher bietet die Saline Tigaki vielfältige Möglichkeiten zur Erkundung. Ein Rundweg von etwa vier Kilometern Länge ermöglicht es, den See in ungefähr einer Stunde zu umrunden. Diese einfache Route eignet sich auch für Familien mit Kindern und bietet beeindruckende Ausblicke auf die umliegende Landschaft sowie Gelegenheiten zur Vogelbeobachtung.
Besonders reizvoll ist ein Besuch während des Sonnenuntergangs, wenn die untergehende Sonne den See in ein warmes Licht taucht und die Silhouetten der Vögel sich im Wasser spiegeln. Die Nähe zu den Orten Tigaki und Marmari ermöglicht eine bequeme Anreise, sei es zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto. (jk)
