Im Südosten der griechischen Region Thessalien an der Westküste des Pagasitischen Golfs und im Gemeindebezirk von Almyros bietet das verlassene Dort Platanos beste Aussichten für Lost Place-Fotografen.
Von HB-Redakteurin Nadja Becker
Platanos – Die Ruinen wirken fast verwunschen, die Zikaden haben längst zwischen den bröckelnden Mauern eine Heimat gefunden, die Natur hat den Bereich zurückerobert. Das alte Dorf Platanos unweit der neuen Ansiedlung ist längst verlassen und bietet einen besonderen Hotspot für Fotografen und Ausflügler.
Im 16. Jahrhundert wuchs das ursprüngliche Dorf, nachdem sich immer mehr Einwohner, unter anderem aus dem nahegelegenen Almyros, hier niederließen. In der Region war die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen und viele Griechen verließen ihre Häuser um den gefährlichen Viren zu entfliehen.
Doch das Leben in „Alt“-Platanos stand unter keinem guten Stern. 1821 wurde das Dorf bei der Griechischen Revolution von den Osmanen niedergebrannt. Der 25. März 1821 markiert heute den Beginn der Kämpfe und ist Nationalfeiertag in Griechenland. Bereits 1833 fiel das Dorf einem erneuten Brand zum Opfer und wurde bis 1854 wieder aufgebaut, als die Osmanen bei der Revolution von Thessalien über das Dorf herfielen, welches zudem 1878 niedergebrannt wurde. 1881 eroberte Griechenland Thessalien vom Osmanischen Reich, auch Platanos konnte im August desselben Jahres befreit werden.
Der Frieden allerdings hatte nicht lange Zeit sich auszubreiten. Sechzehn Jahre lang konnte Platanos erneut gedeihen und wachsen. 1897 wurden die Osmanen wieder aktiv, das türkische Militär legte die meisten Häuser des Dorfes in Trümmer. Es war das letzte Mal, dass den Osmanen die Zerstörung zuzuschreiben ist, doch 1943 wurden die Häuser zudem durch die Italiener niedergebrannt. Als es um 1960 zu einem eigenartigen Sterben der Einwohner kam, verließen die Bewohner nach und nach ihre Häuser und gründeten rund fünf Kilometer entfernt das Dorf Neos-Platanos (Neu-Platanos), welches noch bewohnt wird.
Heute ist das alte Dorf Platanos gerne Ziel von Lost Place-Fotografen und Besuchern, die über die verlassenen Wege wandern, Halt machen an den zerfallenden Häusern oder entlang des Friedhofs die riesige ursprüngliche Kirche besichtigen. Immer mit Respekt vor dem Vergangenen und mit Vorsicht, denn, wie bei den meisten Lost Place-Orten, auch hier sorgen Zeit und Verwitterung für eine fortlaufende Zersetzung und damit entstehen Gefahren für die interessierten Gäste. (ea)