Unter dem Motto „Philoxenia im digitalen Zeitalter: Jenseits von 4.0“ öffnete die 40. Tourismusmesse in Thessaloniki am vergangenen Wochenende ihre Türen und rückte die digitale Transformation als Schlüssel für die Zukunft des griechischen Tourismus ins Zentrum.
Von HB-Redakteur Vangelis Makris
Aktuell / Thessaloniki – Die gemeinsam von TIF-HELEXPO und der Region Zentralmakedonien organisierte Veranstaltung, die unter der Schirmherrschaft der griechischen Nationalen Tourismusorganisation (GNTO), SEPE und SETPE stattfand, beleuchtete eindrucksvoll, wie sich touristische Angebote, Dienstleistungen und das gesamte Reiseerlebnis durch Technologie grundlegend verändern. Mehr als 550 Aussteller aus Griechenland und dem Ausland präsentierten gleichzeitig auf den Messen Philoxenia-Hotelia und FOOD & DRINKS by Detrop ihre Produkte und Dienstleistungen im Thessaloniki International Exhibition Center.

In einer Zeit, in der technologische Entwicklungen die Erwartungen der Reisenden verändern, betonten die Konferenzsprecher unisono: Der einzige Weg für den Tourismus führt über digitale Transformation. Andreas Fiorentinos, Generalsekretär der GNTO, stellte auf der ersten thematischen Sitzung „Institutioneller Rahmen und Strategien für die digitale Transformation im Tourismus“ das Projekt „Digitale Transformation der griechischen Nationalen Tourismusorganisation“ vor.
Mit einem Budget von 7,5 Millionen Euro soll eine digitale Plattform geschaffen werden, die als zentrale Anlaufstelle für Inspiration, Information und Service für alle Phasen der Reise dient. Neben der Integration sämtlicher Tourismusaktivitäten und Unternehmen nach Zielorten werden Produkte, Attraktionen, Strände, Museen sowie thematische Tourismusangebote digital zusammengeführt. Ein separates Projekt widmet sich der Digitalisierung des historischen Archivs der GNTO und der Entwicklung innovativer KI-basierter Systeme für personalisierte Dienstleistungen der Reisenden.
Die digitale Umstellung ist jedoch nicht ohne Hürden. Yiota Paparidou, Präsidentin von SEPE, wies auf Defizite in der Digitalisierung von Unternehmen und den digitalen Fähigkeiten der Bürger hin. Zwar liege Griechenland beim öffentlichen Sektor über dem europäischen Durchschnitt, doch viele Unternehmen stünden vor hohen Kosten und fehlendem Fachpersonal. Bis 2030 werde der Mangel an IT- und Fachkräften in Griechenland voraussichtlich 80.000 Personen betragen.

Auch Anastasios Manos, Präsident von SETPE, hob hervor, dass die digitale Infrastruktur in abgelegenen Regionen und auf Inseln noch lückenhaft sei. „Es ist essenziell, die Daten, die wir aus allen Quellen sammeln können, optimal zu nutzen“, so Manos. Alexandros Thanos, Geschäftsführer von SETE, unterstrich die Zweigeschwindigkeit: Große Unternehmen hätten bereits automatisierte Prozesse eingeführt, während viele kleine Familienbetriebe sich primär auf digitales Marketing stützten. Eine vollständige digitale Transformation könnte das BIP des Tourismussektors um bis zu 10 % steigern.
Die Region Zentralmakedonien demonstriert eindrucksvoll, wie Digitalisierung im Tourismus praktisch umgesetzt werden kann. Nikos Tzollas, stellvertretender regionaler Gouverneur für digitale Governance, berichtete, dass über 600 Dienstleistungen bereits digitalisiert wurden. Gleichzeitig zeige sich vor allem bei älteren Bürgern, dass der Aufbau einer digitalen Kultur ein fortlaufender Prozess sei. In den letzten zwei Jahren habe die Region über 400 Millionen Euro für die digitale Transformation von Unternehmen bereitgestellt. Vicky Hatzivassiliou, stellvertretende Gouverneurin für Tourismus, hob die Bedeutung digitaler Tools hervor, die nicht nur Prozesse vereinfachen, sondern die Geschichte und Kultur erlebbar machen: So bringen Olympus 3D, die White Tower App, der Digital Walk und die Godss-App Mythos, Geschichte und Kultur digital zum Leben.
Auch private Akteure präsentierten ihre Fortschritte. Alexandros Michalopoulos, Verkaufsleiter bei Sky Express, betonte, wie Technologie den Passagier in den Mittelpunkt stellt: „Der Reisende hat jetzt die Kontrolle über seine Reise und genießt sie mehr denn je.“ George Voulgaroudis, CEO von BrainBox, zeigte auf, wie Mikromobilität und digitale Anwendungen das touristische Erlebnis erweitern. Gleichzeitig rückte die Konferenz das Thema Cybersicherheit in den Fokus. Apostolos Pandroulas von Odyssey CyberSecurity betonte die Bedeutung von Vertrauen und Cyber-Resilienz für touristische Unternehmen. Dr. Andreas Symeonidis von der Aristoteles-Universität Thessaloniki warnte vor fehlender Sicherheitskultur, etwa bei offenen Hotel-WLANs. Thanos Charistos, Anwalt bei NEXUS LAW, unterstrich die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen, um digitale Bedrohungen zu minimieren.
Der grenzüberschreitende Austausch war ebenfalls ein Schwerpunkt: Nenad Ivanišević, Provinzsekretär für Wirtschaft und Tourismus der Vojvodina, stellte die fortschrittliche digitale Entwicklung Serbiens dar und betonte, dass Tourismus einer der ersten Sektoren sei, der neue Technologien einsetze. Tasos Tzikas, Präsident von TIF-HELEXPO, und Alexandros Mandrinos, Sonderberater des Bürgermeisters von Thessaloniki, betonten, dass Innovation im Tourismus heute kein theoretisches Konzept mehr, sondern strategisches Ziel sei.
Abgerundet wurde die Konferenz durch die Präsentation von Destinationen, die digitale Strategien konsequent umsetzen. Nicoletta Divari-Valakou (ODAP), Giorgos Agrimanakis (Heraklion), Kyriaki Oudzi (Thessaloniki Tourism Organisation) und Nikos Pachtas (Digital Innovations) zeigten, wie digitale Werkzeuge nicht nur Marketinginstrumente sind, sondern neue Erzählweisen und touristische Erlebnisse schaffen. Die Philoxenia 2025 demonstrierte eindrucksvoll, dass der Tourismus in Griechenland am Scheideweg steht: Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um Gastfreundschaft, Servicequalität, Sicherheit und wirtschaftliche Effizienz zu steigern. Wer diese Chancen nutzt, wird in der „Tourismushauptstadt Griechenlands“ auch in Zukunft erfolgreich sein. (mav)

