Mitten in der europäischen Metropole Rom ragt die Kuppel des Petersdoms in den Himmel. Nicht nur Gläubige aus der ganzen Welt zieht es täglich zu dem Wahzeichen der ewigen Stadt, denn das Zentrum der römisch-katholischen Kirche lockt mit beeindruckender Architektur und atemberaubender Kunst.
Von HB-Redakteur Dietmar Thelen
Rom/Italien – Während einer Reise in der ewigen Stadt kommt eigentlich niemand am Petersdom vorbei. Mitten in der Metropole liegt das Wahrzeichen heute. Die Stadt hat sich um das beeindruckende Bauwerk entwickelt, denn während Kaiser Nero das römische Reich prägte, lag das Grab des Apostels Petrus, das Herzstück des Petersdoms noch außerhalb der Stadtgrenzen.
Weit mehr als 20.000 Menschen besuchen täglich das Heiligtum der römisch-katholischen Kirche, nicht alle sind Gläubige und dennoch pilgern sie aus der ganzen Welt hierher. Nachdem am 18. April 1506 der Grundstein gelegt wurde, vergingen rund 120 Jahre Bauzeit bis zur Fertigstellung, doch die Geschichte des Platzes beginnt wesentlich früher. Bereits um 324 ließ Konstantin I. die Basilika Konstantins auf dem Vatikanischen Hügel errichten. Eine Basilika an dem Ort, wo im Jahr 64 der Apostel Paulus auf Befehl des Kaisers Nero während der Christenverfolgungen seinen Tod gefunden haben soll. Gesichert konnte das Graf des Apostels bis heute nicht identifiziert werden, Kaiser Konstantin der Große allerdings berief sich auf eine Stelle des Matthäus-Evangeliums, ließ die gefundenen Gräber einebnen und legte den Grundstein für die zentrale Wallfahrtskirche: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen. Und dir will ich geben die Schlüssel über das Himmelreich.“ Worte, die später in der Kuppel des Petersdoms erneut aufgegriffen wurden – in zwei Meter hohen, lateinischen Buchstaben.
Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts stand die Basilika im Zentrum der Wallfahrten, verfiel jedoch stetig und so beauftragte Papst Nikolaus V. 1452 die Restaurierung und Erweiterung des heiligen Zentrums. Nach dem Tod des Papstes jedoch pausierten die Bauarbeiten ab 1455 für rund fünf Jahrzehnte, bis 1503 Papst Julius II. die Restaurierung wieder aufnahm, denn das Gebäude drohte mittlerweile einzustürzen. Michelangelo legte die ersten Pläne vor, die aufgrund der Kosten nicht verwirklicht wurden.
Den Auftrag erhielt deshalb der norditalienische Architekt Donato Bramante, der für Papst Julius II. ein herrschaftliches Gebäude mit einem Grab für den Papst selbst über dem Petrusgrab erbauen sollte. Bramante ließ für seine Pläne die Fassade des ursprünglichen Gebäudes nach und nach abtragen, was in Rom nicht nur für laute Kritik, sondern auch für Gegenwehr sorgte. Vergeblich und so entstand zunächst eine Ruine, die nur langsam wieder eine Form erhielt. 1514 starb der Baumeister und nach dessen Tod pausierten die Baumaßnahmen stetig, denn sein Nachfolger, der Maler Raffael, der von Papst Leo X. eingesetzt wurde, konnte auf keine Erfahrungen zurückgreifen. Sechs Jahre lang, bis zu seinem Tod 1520, plante er zwar, seine Pläne allerdings wurden nicht umgesetzt.
Tatsächlich war der Bau des Petersdoms der Anlass für die Reformation, bei der sich Protestanten und Katholiken aufspalteten. Für den Petersdom fehlte das Geld uns so entschied Papst Leo X. über die Möglichkeit von Ablasszahlungen – mit einer solchen Zahlung wurden die Sünden erlassen. Wie sehr der Petersdom Einfluss auf die Kirche nahm, wird in der 51. These Luthers sichtbar: „Man muss die Christen lehren: Der Papst wäre, wie er es schuldig ist, bereit, sogar durch den Verkauf der Basilika des Heiligen Petrus, wenn es sein müsste, von seinem Geld denen zu geben, deren Masse gewisse Ablassprediger das Geld entlocken.“ Luther folgten viele Gläubigen, wodurch die Einnahmen weiterhin sanken und die Bauzeit sich nochmals in die Länge zog.
Die Baumeister wechselten und keiner hielt sich an die Pläne seines Vorgängers. 1547 dann reihte sich Michelangelo im hohen Alter von 72 Jahren in die Namen der Baumeister ein. Der Bildhauer gestaltete die bis heute unverwechselbare Kuppel des Petersdoms, die von Giacomo de la Porta nach dem Tod des berühmten Künstlers im Jahr 1593 fertiggestellt wurde. Erst im Jahre 1626 waren Kirche und Fassade soweit durch den Architekten Carlo Maderno vollendet worden, dass Papst Urban VIII. Barberini das Bauwerk einweihen konnte. Gian Lorenzo Bernini, der bereits mit Maderno arbeitete und ihm nachfolgte, gestaltete den Innenraum des Gotteshauses mit. Er schuf unter anderem den Bronzebaldachin über dem Hochaltar und ebenfalls der Petersplatz mit seinen Säulengängen ist auf seine Planungen zurückzuführen.
Bis heute beeindruckt der Petersdom mit den unterschiedlichen Stilen, die während der verschiedenen Epochen entstanden sind und die sich dennoch verbanden. Mit einer überbauten Fläche von 20.139 Quadratmetern ist der Petersdom auch heute noch die größte der päpstlichen Basiliken und eine der bedeutendsten Kirchen der Welt. Doch die rund fünf Millionen Besucher jährlich sorgen auch für lange Warteschlangen und es lohnt sich vorab ein Ticket zu erwerben. (dt)