In Viehwaggons deportierten die Nazis im April 1944 jüdische Gefangene von #Volos aus nach #Auschwitz-Birkenau. An das dunkle Kapitel der grausamen Ereignisse während des Zweiten Weltkrieges erinnert noch heute ein Holocaust-Mahnmal am Riga-Fereou-Platz in der griechischen Hafenstadt.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou
#Volos – Überall auf der Welt toben erneut Kriege, eigentlich sollte man meinen, dass die Menschheit etwas gelernt hätte aus der Geschichte. So viele dunkle Stellen weist die Vergangenheit auf, jede für sich unfassbar grausam. Zu häufig gehen wir einfach vorbei an Mahnmalen und Denkmälern, zu häufig vergessen wir, dass das Gestern nie wieder auferstehen darf.
Am Riga-Fereou-Platz in der Hafenstadt Volos erinnert seit 1998 ein Mahnmal an den #Holocaust, vor dem auch die griechische Stadt der Argonauten nicht verschont blieb. Es ist nicht das einzige Überbleibsel vergangener Tage, denn die ehemaligen Tabaklager prägen noch heute die Stadt. Das „Gelbe Lagerhaus“ (welches 1926 für die American Tobacco Company erbaut wurde) nutzten italienische und deutsche Besatzer 1941 sogar als Ort für Geiselhaft, Konzentrationslager und Exekutionsstätte.
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg gehörten der Jüdischen Gemeinde in Volos rund 900 Mitglieder an. Die Geschichtsbücher berichten unter anderem von einer Verschleppung im Februar 1943 aus den Dörfern Zagoria, Asprangeli und Konitsa. 250 Menschen wurden entführt, viele ermordet. Ende September 1943 forderte Major Kurt Rickert von Mosche Pessach (dem Oberrabbiner der Stadt Volos) das Namensregister der Jüdischen Gemeinde. Dieser folgte der Aufforderung allerdings nicht und legte den Grundstein für eine große Rettungsaktion mit der fast alle Juden von Volos aus in das Piliongebirge fliegen konnten. Viele von ihnen schlossen sich dem Widerstand an.
Am 1. Oktober 1943, nach der Übernahme der ehemals italienischen Zone durch die deutschen Soldaten, wurden weitere 700 Menschen verhaftet und in dem „Gelben Lagerhaus“ interniert. In der Nacht des 24. auf den 25. März 1944 (am griechischen Nationalfeiertag und dem jüdischen Pessach-Fest) wurden weitere 130 Menschen verhaftet und nach Larissa gebracht. Von da aus wurden sie in Viehwaggons nach Deutschland deportiert. Mittlerweile war die Anzahl der inhaftierten Juden in dem Zug auf rund 2.400 angewachsen. Sein Ziel war das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, in welchem der Zug in der Nacht vom 10. auf den 11. April eintraf. Die meisten Gefangenen überlebten nicht.
Der Befreiungsschlag sollte bis zum 19. Oktober 1944 dauern. Die Siegesfeier auf dem Freiheitsplatz, der einst Ort vieler Exekutionen während der deutsch-italienischen Besatzung war, wurde von Hunderten begleitet.
An der Straße Xenofontos befindet sich heute die neue Synagoge. Das ursprünglich 1865 errichtete Gebäude wurde während der Besatzung gesprengt und nach dem Krieg wieder aufgebaut, bis es 1955 einem Erdbeben zum Opfer fiel. Neben dem orthodoxen Friedhof von Volos liegt zudem der neue jüdische Friedhof. Auch hier erinnert eine Gedenkstätte an die Opfer des Zweiten Weltkrieges. (mv)