Gerade hat die irische Regierung die Ausweisung eines neuen Nationalparks beschlossen – der erste nach mehr als 25 Jahren und der siebte insgesamt.
#Irland – Im County Meath umfasst der neuste rund 223 Hektar große Nationalpark der Republik Irland ungefähr ein Drittel des Unesco Welterbes Boyne Valley, das die Kulturdenkmäler Newgrange, Knowth und Dowth einschließt. Bislang besaß der irische Staat lediglich 43 Hektar dieses Areals, den Rest kaufte er jetzt vom Agrar- und Tierfutterunternehmen Devenish Nutrition ab. Das Gebiet, das zum siebten Nationalpark des Landes wird, liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Dublin entfernt an der Autobahn M1.
Zu dem erworbenen historischen Land gehören auch Dowth Hall, ein neoklassizistisches Landhaus aus dem 18. Jahrhundert, ein renoviertes spätviktorianisches Armenhaus und ausgedehnte Waldgebiete. Dowth Hall ist derzeit in schlechtem Zustand, weist aber noch viele Originalmerkmale auf, darunter Rokokostuck, Marmorkamine, Holzvertäfelungen und große vergoldete Spiegel. Ursprünglich war das Anwesen im Besitz der anglo-normannischen Familie Netterville, die Dowth Hall 1765 erbaute. Im Jahr 1877 errichtete der 6. Viscount John Netterville das viktorianische Armenhaus Netterville Institute. Dieses Anwesen – auch bekannt als Netterville Manor – wurde beim Kauf durch Devenish im Jahr 2018 in den Grundbesitz eingegliedert. Es wurde als Forschungseinrichtung und Konferenzraum genutzt. Dowth Hall erlangte in jüngerer Vergangenheit Aufmerksamkeit, als ein lange verschollen geglaubtes Ganggrab entdeckt wurde. Das Grab ist vermutlich mehr als 5000 Jahre alt und beinhaltet die Überreste von sechs Menschen und einem Hasen.
Der neu erworbene staatliche Besitz steht übrigens nicht in direktem Zusammenhang mit dem Besucherzentrum Brú na Bóinne, das den Zugang zu der Welterbestätte ermöglicht. Der nun erfolgte Ankauf durch den irischen Staat könnte auch den geplanten Boyne Valley Greenway beschleunigen. Die Route war noch nicht festgelegt, könnte nun aber durch das neu erworbene Grundstück verlaufen.
Tipps am Rande
Insgesamt hat die Republik damit bereits sieben Nationalparks mit zum Teil ganz unterschiedlichen schützenswerten Lebensräumen. Hier ist eine Übersicht über alle Nationalparks , zusammengefasst in einer Rundreise mit Start im neuen Nboyne Valley Nationalpark. Erwandern lassen sich übrigens alle ganz hervorragend auf unterschiedlichen Routen:
Boyne Valley Nationalpark – Der jüngste Nationalpark Irlands wird nun gerade entwickelt. Zu seinen Highlights werden unbestritten die Welterbestätten im Boyne Valley zählen. Dazu birgt er aber auch landschaftliche Besonderheiten und ist Heimat zahlreicher schützenwerter Vögel.
Wicklow Mountains Nationalpark – Vom Boyne Valley geht es rund 70 km Richtung Süden an Dublin vorbei zum zweiten Nationalpark im Osten der Insel. In Irlands historischem Osten entlang der Irischen See erstreckt sich der Gebirgszug der „Leinster Chain“: von Dublin bis zu den Blackstair Mountains nach Wexford. Er bildet das größte zusammenhängende Hochland der grünen Insel. Im Herzen dieser imposanten Berg- und Seenlandschaft liegt der Wicklow Mountains Nationalpark, mit einer Fläche von 20.000 Hektar, gegründet 1991 und für Besucher kostenlos. Ausgedehnte Moore, Wälder und die im Spätsommer weithin leuchtende Heide haben die Wicklow Mountains bekannt gemacht.
Der „Páirc Náisiúnta Shléibhte Chill Mhantáin“, wie er im Irischen heißt, gehört zu den beliebtesten Outdoor-Regionen Irlands, mit dem Lugnaquilla als höchstem Berg von stolzen 925 Metern Höhe über NN. Das Besucherzentrum liegt am Lower Lake bei der berühmten Klosteranlage von Glendalough, ein Highlight jeder Irland-Tour. Die Gründung dieses frühchristlichen religiösen Zentrums wird auf Saint Kevin zurückgeführt. Die frühesten Klosterruinen datieren zurück bis auf das 6. Jahrhundert.
Schon damals führte ein Pilgerweg in das Tal, von Wicklow über Glendalough nach Dunlavin: die St. Kevin’s Road. An ihr befinden sich noch heute zahlreiche Kreuze, Kirchen und Klosterruinen. Nun ist sie Teil des Wicklow Way. Er verläuft als ausgeschilderter Fernwanderweg in Nord-Süd-Richtung durch die Berge, einer der ältesten und geschichtsträchtigsten Wanderwege in ganz Irland.
Killarney Nationalpark – Einmal quer rüber zur Westküste landet man nach 310 km und rund 4 Stunden Fahrzeit im Südwesten des Wild Atlantic Way in Irlands erstem Nationalpark im County Kerry. Hier erstrecken sich weite Bergregionen, unter ihnen die McGillycuddy’s Reeks. Der höchste Bergrücken in Irland erreicht über 1000 Meter Höhe. Zu seinen Füßen liegen die Seen von Killarney und von Wäldern geschützt der gut 103 km² große Killarney National Park, in einer üppigen Landschaft von großer Schönheit. Der „Páirc Náisiúnta Chill Airne“, wie er im Irischen heißt, umschließt gleich drei wunderbare Seen: Lough Leane, Muckross Lake und Upper Lake. Sie allein bedecken eine Fläche von gut 22 km².
Kern des Parks war und ist bis heute der 4,3 ha große Bourn Vincent Memorial Park. 1932 vermachten Senator Arthur Vincent und seine Schwiegereltern Bowers Bourn das Areal dem irischen Staat, in Erinnerung an ihre Tochter und des Senators verstorbene Frau Maud. Der Dreh- und Angelpunkt des National Parks ist daher bis heute: Muckross House. Mit den anliegenden Gärten ist es der Ausgangspunkt für alle Besucher. Hier starten die Kutschfahrten an die Ufer der Seen, wo auch die Boote zu eindrucksvollen Touren ablegen. Hier beginnen und enden die Fuß- und Radwanderwege durch die großartige Wiesen-, Wald- und Seenlandschaft.
Im Stil des 19. Jahrhunderts gestaltet und möbliert ist Muckross House, mit seinen Kunstwerken, eine der kulturellen Hauptattraktionen. Das 1843 erbaute Herrenhaus kann gegen geringes Entgelt besichtigt werden. Ansonsten ist der Eintritt im Park frei. Zu den historischen Gebäuden gehört aber auch Knockreer House, das Schulungscenter der Unesco. Auch die angeschlossenen Gärten sind einen Besuch wert, hier finden sich neben einem Arboretum auch zahlreiche Pflanzen und Arten, die sonst vornehmlich auf der südlichen Hemisphäre beheimatet sind.
Doch die landschaftlichen Schönheiten des Killarney National Parks dominieren. Mit seiner einzigartigen Fauna und Flora ist er ein Ökotop von nationaler, ja internationaler Bedeutung: mit ursprünglichen Eichenwäldern und Eibenbeständen, mit immergrünen Bäumen und mediterranen Sträuchern, mit Moosen, Flechten und Farnen. Im gemäßigten atlantischen Klima des irischen Südens und dem milden Einfluss des Golfstroms gedeihen sie überaus prächtig.
Das einheimische Rotwild in Irland ist einzigartig, es ist seit der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren hier heimisch. Killarney National Park wurde 1981 ein Biosphärenreservat der UNESCO und ist damit Teil jenes weltumspannenden Netzwerks der UN, das einmalige Naturgebiete zu Zwecken der Erhaltung, Forschung und Schulung besonders schützt.
Burren Nationalpark – 2,5 Stunden Fahrzeit die Küste entlang Richtung Norden wartet nach rund 175 km der Burren Nationalpark. Der Burren National Park im County Clare verfügt mit etwa 15 Quadratkilometern unter den nun sieben Nationalparks Irlands über ein vergleichsweise kleines Areal. Doch er ist quasi „nur“ das Herzstück seines großartigen Umlands: der Burren & Cliffs of Moher UNESCO Global Geopark umfasst stolze 520 km². Das Gebiet ist eine geologische Kuriosität, ein außergewöhnliches Naturschutzgebiet, das zugleich eine Jahrtausende alte Kulturlandschaft beheimatet.
Im Westen von Irland am Wild Atlantic Way gelegen, ist der Burren eines der größten Kalksteingebiete in Europa. Die erodierte Karstlandschaft unterhalb der Galway Bay wurde international bekannt für ihre einzigartige Botanik. Denn dieses zerklüftete Wunderland aus offen liegendem Limestone ist durchsetzt von einer außergewöhnlichen Flora: mediterranen, arktischen und alpinen Pflanzen. Dreiviertel der irischen Wildblumenarten kommen hier vor und nicht weniger als 23 Sorten wunderschöner Orchideen.
Als Herzstück dieser Region wurde der „Páirc Náisiúnta Bhoirne“ als der kleinste irische Nationalpark 1991 gegründet. Doch seine atemberaubende Schönheit macht ihn zu einem der Größten weltweit. Am besten ist sie zu Fuß zu erleben. Wanderer steuern dazu das Örtchen Corofin an. Dort am „Information Point“ starten in der Saison Shuttle-Busse zu beeindruckenden Tagestouren.
Das erweiterte Schutzgebiet umschließt den Kern des eigentlichen Nationalparks: auf der Atlantikseite von der Galway Bay über die weltberühmten roten Sandsteinklippen der „Cliffs of Moher“ (214m) hinab zur Liscannor Bay im Süden und von der Küstenlinie hinüber zur M18 im Osten. 2011 wurde es zum Unesco-Global Geopark.
Connemara Nationalpark – Der nächste Nationalpark ist nur rund 140 km entfernt. Nach 2 Stunden 15 Minuten Fahrzeit ist man in einer gänzlich anderen Welt angekommen. Mehr als 50 Berge ragen in den Himmel über Connemara. Vier Gebirgsrücken überziehen die einsame Moor- und Heidelandschaft: Viele sind über 700 Meter hoch wie die berühmten „Twelve Bens“ (irish: Na Beanna Beola). Weniger prominent sind „Maum Turks“ (irish: Sléibhte Mhám Toirc) und die „Partry and Sheffrey Range“. Und stolze 500 Meter hoch ist „Diamond Hill“, mitten im Connemara Nationalpark, weithin sichtbar über dem kleinen Städtchen Letterfrack, im County Galway.
Das Visitor Centre am Parkeingang in Letterfrack ist – von März bis Oktober – regulär täglich geöffnet. Es informiert über die Geologie der Region sowie über ihre Flora und Fauna: Feldlerchen, Falken und Kormorane leben in der weiten Moorlandschaft, Vögel aus Nordosteuropa überwintern hier. Das vormals heimische Rotwild wurde vollständig ausgerottet, es soll neu angesiedelt werden. Doch sind die wilden Connemara-Ponys und Wildziegen immer noch zu sehen, auch Rotfüchse und Baummarder.
Der wildwachsende violette Rhododendron prägt die Vegetation im Nationalpark, aber auch Moorpflanzen wie das blaue Pfeifengras kommen hier vor. Sehr besonders ist die Symbiose von Pflanzenarten aus nordeuropäischen Regionen und der Arktis – wie Rosenwurz oder Berg-Sauerampfer – und mediterranen Arten, die eher auf der Iberischen Halbinsel zuhause sind, wie die Irische Glockenheide.
Längere und kürzere befestigte Spazier- und Wanderwege sind vom Visitor Centre aus ausgewiesen: mit Holz und Stein gesichert, für jede Konstitution. Der schönste führt hoch hinauf zum Diamond Hill: der Upper Walk zumindest. Wer aus der Puste kommt, bleibt unter dem Gipfel, nimmt den Lower Walk und umrundet den Berg genüsslich. Die Belohnung ist großartig: ein atemberaubendes Panorama mit Fernsicht über die Küste, die Bays und die Seen von Connemara und eine Inspiration für endlose naturnahe Ferien.
Wild Nephin Nationalpark – Und wieder nur rund 70 km und 80 Minuten Fahrzeit entfernt wandelt sich das Bild erneut. Der Wild Nephin Ballycroy National Park liegt im Nordwesten des County Mayo an der Nephin Beg Mountain Range. Der Páirc Náisiúnta Bhaile Chruaich – wie er im Irischen heißt – ist eines der größten Regenmoore in Europa: mit knapp 120 Quadratkilometern des sogenannten „Atlantic Blanket Bog“.
Der River Owenduff entwässert das Sumpfsystem und beherbergt zugleich Lachse und Bachforellen, aber auch Otter. Es sind diese seltenen Flusshabitate und die endlosen Sümpfe, die diese melancholische Landschaft prägen und so einzigartig machen: die letzten zusammenhängenden dieser Art und Ausdehnung in Westeuropa. Daher steht dieser einmalige Lebensraum unter dem Schutz der EU-Naturschutzrichtlinien. 1998 wurde das Gebiet zum Nationalpark und 2016 zum Mayo Dark Sky Park erklärt. Es ist einzigartig in der Welt.
Das Besucherzentrum liegt in Ballycroy und bietet auf 700 m² in seinem modernen Gebäude naturkundliche Ausstellungen und Informationen. Touren werden von hier aus angeboten. Shuttlebusse bringen und holen Wanderer zu und von den ausgewiesenen Strecken durch die einsame Landschaft. Zur dunklen Jahreszeit indessen ist das Visitor Centre ein beliebter Treffpunkt ganz eigener Art: für nächtliche Touren unter der Milchstraße. Denn der Winter verleiht dem Park besondere Highlights: finstere Nächte, unfassbar helles Sternenlicht und einen atemberaubenden Blick in die unendlichen Weiten des Universums.
Glenveagh Nationalpark – Zum Abschluss geht es noch einmal Richtung Norden entlang des Wild Atlantic Way. Rund 3,5 Stunden dauert die 225 km lange Fahrt in den äußersten Nordwesten der Insel. Doch die lohnt sich: Der Glenveagh Nationalpark ist eine der ganz großen Attraktionen im County Donegal im Nordwesten der Republik Irland, nicht nur der Ausdehnung nach. Gut 16.500 Hektar misst das idyllische Gebiet aus Seen und Moorland, größer ist unter Irlands sieben Nationalparks nur der Wicklow Nationalpark. 100 Hektar sind mit dichten Wäldern bedeckt, sein größter ist Mullangore Wood. Eichen und Birken überwiegen hier neben Eschen, Eiben und Espen, über Ilex und Haselnuss. Der Park ist Teil der Derryveagh Mountains. Zu ihnen gehören die höchsten Berge der Grafschaft: Slieve Snacht (683m) und Muckish Mountain (666m), ein sehr charakteristischer Tafelberg, überragt nur von Mount Errigal (751m), der nicht zum Park gehört. Mittendrin steht das majestätische Gleneveagh Castle, das auch für Besichtigungen zugänglich ist.
Ob nun „Gleann Bheatha“ oder „Gleann Bheithe“ dem Park den Namen gab, sei dahingestellt. Das „Tal des Lebens“ wie auch das „Tal der Birken“ wird dem Esprit dieses wunderschönen Refugiums ebenso gerecht wie seiner geologischen Formation: ein gigantisches Gletschertal aus der jüngsten Eiszeit dominiert die malerische Landschaft rings umhin. In seiner Mitte ein lang gestreckter unberührter See: „Lough Veagh“. Sein Ufer ist Brutstätte der in Irland so seltenen Sterntaucher.
Einmalig ist der letzte „frei“ lebende Rotwildbestand in Irland. Gut 40 km lang ist der Zaun, der das Gehege einfasst. Doch auch er konnte nicht verhindern, dass Tiere entkamen und Rudel in der umliegenden Region umherziehen. Dem Verkehrsschild „Wildwechsel“ ist in der Tat Beachtung zu schenken. Zur Jahrtausendwende wurden erstmals wieder Steinadler aus Schottland neu angesiedelt. Seit 1912 waren sie in Irland ausgestorben.
In den umliegenden Seen gibt es Forellen und Aale, im Lough Veagh selbst Lachse, Meerforellen und Wandersaiblinge. In den Bergen leben Schneehasen, in den Wäldern Füchse und Dachse sowie viele Vogelarten, darunter etliche Zugvögel wie die in Irland seltenen Waldlaubsänger. Das Naturreservat erstreckt sich über verschiedene Vegetationszonen mit eigener typischer Botanik. Die kahlen Gipfel der Berge weisen eine arktisch-alpine Pflanzenwelt auf. Etwas tiefer liegt atlantisches Moor. Seine trockeneren Zonen beherbergen Glockenheide und Heidelbeeren, das nasse Grasland Schwingelgras, Röhricht und Sonnentau. In den tiefer gelegenen Moorgebieten findet sich Wollgras. Der feuchte Waldboden ist von Moosen und Farnen bedeckt. (opm)