Meeresbewohner in Gefahr – Die Geschichte und Zukunft der Meereschildkröten in Griechenland

Meereschildkröten gehören zu den ältesten Lebewesen der Erde und haben Millionen von Jahren überlebt, indem sie sich den wechselnden Umweltbedingungen anpassten. In Griechenland, einem Land mit reichhaltiger maritimer Biodiversität, sind Meereschildkröten von besonderer Bedeutung. Doch trotz ihrer Anpassungsfähigkeit sind sie in den letzten Jahrhunderten zunehmend gefährdet. Insbesondere durch den menschlichen Einfluss hat sich ihre Lage dramatisch verschlechtert.
Von HB-Redakteur Panos Ventouris

Natur & Umwelt – Griechenland beheimatet hauptsächlich zwei Arten von Meereschildkröten: die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) und die Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas). Besonders die Küstenregionen und die Ionischen Inseln, wie Zakynthos, Kefalonia und Kreta, sind wichtige Brutplätze für diese Arten. Zakynthos zum Beispiel beherbergt einen der bedeutendsten Brutplätze für die Unechte Karettschildkröte im Mittelmeer.

In der Vergangenheit hatten Meeresbewohner wie Meereschildkröten sowohl wirtschaftlichen als auch kulturellen Wert für die griechische Bevölkerung. Schildkröten wurden aus verschiedenen Gründen gejagt:

Nahrungsmittelquelle: Das Fleisch von Schildkröten galt als Delikatesse und wurde in Küstenregionen Griechenlands geschätzt.
Verwendung von Panzer und Eiern: Der Panzer wurde verwendet, um Kunsthandwerk herzustellen, während die Eier als Nahrungsquelle dienten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Fang von Meeresbewohnern zunehmend intensiviert, was eine Verschärfung der Bedrohungslage für Schildkröten bedeutete. Das Fehlen von Regulierungen und der übermäßige Fang führten zu einem signifikanten Rückgang der Schildkrötenpopulationen.

Heutzutage stehen Meereschildkröten in Griechenland vor einer Vielzahl von Bedrohungen, die größtenteils auf menschliches Handeln zurückzuführen sind. Obwohl der direkte Fang stark zurückgegangen ist, gibt es zahlreiche indirekte Bedrohungen:

Beifang durch Fischerei
Eine der größten Bedrohungen für Meereschildkröten in Griechenland ist der Beifang durch die kommerzielle Fischerei. Meeresbewohner, insbesondere Schildkröten, verfangen sich häufig in Fischernetzen oder Angelleinen. Dies kann zu schweren Verletzungen oder dem Tod der Tiere führen.

Verlust von Brutplätzen
Die Küstenbebauung, der Massentourismus und die damit einhergehende Zerstörung von natürlichen Lebensräumen haben die verfügbaren Brutplätze der Schildkröten erheblich reduziert. Beispielsweise sind viele Strände, an denen die Karettschildkröte ihre Eier ablegt, durch den Tourismus gestört, was zu einer geringeren Überlebensrate der Eier und Jungtiere führt.

Verschmutzung
Plastikverschmutzung und Meeresmüll stellen eine weitere ernste Bedrohung dar. Schildkröten verwechseln Plastik mit Nahrung, was zu tödlichen Verstopfungen und inneren Verletzungen führen kann. Zudem beeinträchtigen chemische Verschmutzungen die Gesundheit der Tiere und ihrer Lebensräume.

Klimawandel
Der Klimawandel beeinflusst sowohl die Wassertemperaturen als auch die Strände, auf denen Schildkröten brüten. Anstieg des Meeresspiegels und extreme Wetterereignisse bedrohen die Brutgebiete, während die steigenden Temperaturen das Geschlechterverhältnis der schlüpfenden Jungtiere beeinflussen, da dieses temperaturabhängig ist.

Die Zukunft der Meereschildkröten in Griechenland hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen und der globalen Umweltpolitik. In den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche Naturschutzgebiete eingerichtet, um Meeresbewohner, insbesondere Schildkröten, zu schützen. Ein Beispiel ist der National Marine Park of Zakynthos, der speziell zum Schutz der Unechten Karettschildkröte eingerichtet wurde. Hier werden Maßnahmen ergriffen, um Brutplätze zu schützen und Touristenströme zu regulieren. Zahlreiche NGOs und Freiwilligenprogramme arbeiten ebenfalls daran, die Schildkrötenpopulation zu überwachen, verletzte Tiere zu behandeln und die Öffentlichkeit über die Bedeutung des Artenschutzes aufzuklären.

Griechenland hat durch internationale Abkommen wie das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten frei lebender Tiere und Pflanzen (CITES) und die EU-Gesetzgebung zum Schutz bedrohter Arten einen rechtlichen Rahmen geschaffen, um den Schutz von Meeresbewohnern zu fördern. Die Durchsetzung dieser Gesetze wird jedoch oft durch mangelnde Ressourcen und den Widerstand lokaler Interessengruppen behindert.

Die Zukunft der Meeresbewohner in Griechenland hängt stark von der Kombination internationaler, nationaler und lokaler Maßnahmen ab. Die Ausweitung von Schutzgebieten, nachhaltige Fischereipraktiken, die Reduzierung der Plastikverschmutzung sowie Bildungsprogramme zur Sensibilisierung der Bevölkerung sind Schlüsselfaktoren für den langfristigen Erhalt der Schildkrötenpopulationen.

Zusätzlich sind die Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel entscheidend. Ohne eine signifikante Reduzierung der Treibhausgasemissionen wird der Anstieg der Meerestemperaturen und der Verlust von Lebensräumen unweigerlich fortschreiten, was langfristige negative Auswirkungen auf die Schildkrötenpopulationen haben könnte.

Meeresbewohner wie die Karettschildkröten und Grünen Meeresschildkröten sind nicht nur ein wertvolles Element der maritimen Biodiversität Griechenlands, sondern auch Symbole für die Herausforderungen, denen die moderne Umwelt gegenübersteht. Ihre Geschichte in Griechenland spiegelt die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur wider – von der Jagd und Nutzung in der Vergangenheit über die Bedrohungen durch moderne menschliche Aktivitäten bis hin zu den aktuellen und zukünftigen Bemühungen um ihren Schutz.

Der Fortbestand der Meeresbewohner in Griechenland wird von der Fähigkeit abhängen, weiterhin robuste Schutzmaßnahmen umzusetzen, innovative Lösungen für die Umweltprobleme zu finden und die Bevölkerung aktiv in den Artenschutz einzubinden. Nur so können diese majestätischen Kreaturen auch in den kommenden Jahrhunderten die Meere um Griechenland bewohnen. (pv)

Foto: Hellas-Bote