Das Wetter treibt sie aus ihren Verstecken: Bei nasser Witterung und einer nächtlichen Bodentemperatur von mindestens fünf Grad erwachen Frösche, Kröte und Teichmolche aus der Winterstarre und beginnen die Wanderung zu ihren Laichgewässern. Die sind durch Dauerregen und Hochwasser derzeit gut gefüllt.
Verkehr/Natur – Meist sind die Amphibien in der Dämmerung unterwegs, und ihre Mission ist gefährlich: Berufsverkehr auf den Straßen, schweres land- und forstwirtschaftliches Gerät auf Feldwegen und sogar Motorräder können ihnen zum Verhängnis werden. „Fahrerinnen oder Fahrer können die gräulich-grün-braunen Lurche im Halbdunklen kaum erkennen, geschweige denn rechtzeitig abbremsen“, sagt Sophia Lansing, Biologin bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Die meisten Tiere sterben allerdings nicht allein durch Überfahren – vielmehr bringt der Strömungsdruck der vorbeirauschenden Fahrzeuge die Lungen und andere Organe der Tiere zum Reißen oder Platzen. Die strikte Einhaltung von Tempo 30 entlang gekennzeichneter Krötenwanderwege schützt die Tiere davor.
Viele Ehrenamtliche beginnen jetzt mit dem Aufstellen mobiler Schutzzäune entlang von Straßen, die in der Nähe von Laichgebieten verlaufen. Entlang der Zäune graben sie Eimer in den Boden ein. Laufen die Amphibien auf der Suche nach einer Querungsmöglichkeit am Zaun entlang, fallen sie unbeschadet in den Eimer und können sicher über die Straße getragen werden. Auch Krötentunnel helfen den Tieren, die Straßen unbeschadet zu unterwandern. Sie sind allerdings teurer und aufwendig zu bauen.
Oft treffen Kröten- oder Froschmännchen bereits auf dem gefährlichen Weg auf ein Weibchen – und fackeln dann nicht lange: Sie springen auf den Rücken des Weibchens und lassen sich von ihm huckepack zum Laichgewässer tragen. Teichmolchmännchen legen sich ein Hochzeitskleid zu, sobald sie im Gewässer sind: die sogenannte Wassertracht, ein kleiner Kamm, der sie wie einen Minidrachen aussehen lässt.
Noch stehen Erdkröte (Bufo bufo), Teichfrosch (Pelophylax esculentus) und Teichmolch (Lissotriton vulgaris) als „ungefährdet“ auf der Roten Liste der Amphibien in Deutschland, doch die Bestände gehen aktuell zurück. „Zerschneidung der Landschaften, intensive Land- und Forstwirtschaft, Flächenversiegelung sowie eingeschleppte Krankheiten sind die größten Gefahren. Aber auch der Klimawandel mit den trockenen Sommern bedroht die kleinen Lurche“, sagt Lansing. Die Deutsche Wildtier Stiftung schützt Kröte, Frosch und Lurch und viele andere bedrohte Arten auf ihren Flächen durch Wiedervernässung von Flächen und Renaturierung von Gewässern. Sie leistet damit einen Beitrag zur Umsetzung des Zwei-Prozent-Wildnisziels der Bundesregierung und zum Pariser Klimaabkommen. (opm)