Die Spechte (Picidae) gehören zu den wohl beeindruckendsten Vogelarten unserer Erde. Mit ihren markanten Klopfgeräuschen und ihrer erstaunlichen Anpassungsfähigkeit sind sie nicht nur ein Highlight für Vogelbeobachter, sondern auch ein wichtiger Bestandteil ökologischer Systeme.
Von HB-Redakteur Panos Ventouris
Natur & Umwelt – Diese artenreiche Familie aus der Ordnung der Spechtvögel (Piciformes) umfasst 35 Gattungen und mehr als 250 Arten. Ihre Vielfalt zeigt sich in ihrem Aussehen, Verhalten und in ihrem weltweiten Vorkommen, von dichten Regenwäldern bis zu offenen Landschaften.
Die Familie der Spechte gliedert sich in drei Unterfamilien:
- Echte Spechte (Picinae): Die größte Gruppe mit Arten wie dem Buntspecht oder Schwarzspecht. Sie zeichnen sich durch ihre Meisselschnäbel und robusten Körper aus.
- Zwergspechte (Picumninae): Diese kleinen Vertreter sind vor allem in tropischen Regionen Amerikas, Afrikas und Asiens zu finden.
- Wendehälse (Jynginae): Mit ihrer geringeren Artenzahl und ihrem weichen Gefieder sind sie eine Besonderheit der Alten Welt.
Spechte sind anatomische Meisterwerke. Ihr starker, gerader Schnabel dient als Werkzeug zum Klopfen und Meisseln. Der keilförmige Schwanz mit spitzen Steuerfedern gibt Halt an Baumstämmen, während die paarig gestellten Zehen (zwei nach vorn, zwei nach hinten) ein sicheres Klettern ermöglichen. Eine bemerkenswerte Anpassung ist ihr spezieller Schädel: Stoßdämpfende Strukturen und eine präzise Klopfbewegung verhindern Schäden durch die intensiven Schlageinwirkungen.
Spechte sind fast weltweit verbreitet, fehlen jedoch in Regionen ohne ausgedehnte Baumbestände wie Tundren, Wüsten oder den pazifischen Inseln. Besonders artenreich sind sie in Süd- und Mittelamerika. In Europa sind sie gut vertreten, wobei in Griechenland mehrere Arten vorkommen, darunter der Buntspecht, der Schwarzspecht und der Grauspecht.
In Griechenland findet man Spechte häufig in Wäldern, Olivenhainen und ähnlichen Lebensräumen. Der Wendehals, ein Zugvogel, ist ebenfalls ein typischer Bewohner der griechischen Landschaft, der bevorzugt lichte Wälder und Obstplantagen aufsucht.
Spechte leben überwiegend einzelgängerisch oder paarweise und verbringen ihre Zeit hauptsächlich kletternd an Bäumen. Ihr bekanntes Trommeln hat verschiedene Funktionen: Reviermarkierung, Partnersuche oder Nahrungssuche. Besonders beeindruckend ist ihre Ausdauer: Der Helmspecht kann bis zu 12.000 Schäge pro Tag ausführen!
Die Nahrung der Spechte ist äußerst abwechslungsreich. Hauptsächlich ernähren sie sich von Insekten, die sie unter Baumrinden oder in Holz finden. Einige Arten, wie der Wendehals und der Grünspecht, bevorzugen Ameisen. Saftlecker wiederum zapfen Baumrinde an, um an süße Baumsäfte zu gelangen. Früchte, Samen und sogar Meisenknödel zählen ebenfalls zu ihrem Speiseplan.
Spechte sind Höhlenbrüter und zimmern ihre Nester eigenhändig in Baumstämme. Diese Bruthöhlen bieten Schutz und eine geeignete Umgebung für die Aufzucht der Nesthocker. Das Gelege besteht aus drei bis acht weißen Eiern, die von beiden Elternteilen bebrütet werden. Interessanterweise nutzen Spechte gelegentlich auch menschliche Bauwerke wie Fassaden mit Wärmedämmung, was zu sogenannten „Spechtschäden“ führen kann. (pv)
