Sharing ist nicht nur an Land ein Trend: Das Chartern großer Yachten wird stetig beliebter. Insbesondere die „Corona-Jahre“ haben den Hype unter solventen Urlaubern noch einmal verstärkt.
Magazin – Ocean Independence, führender deutschsprachiger Yachtbroker mit Niederlassungen in Zürich, Konstanz, Düsseldorf und Hamburg, kann für den Sommer 2024 kaum alle Anfragen bedienen, die hereinkommen – im Vergleich zu 2023 verzeichnete man ein Plus von knapp 20 Prozent für die beiden ersten Quartale. Adelheid Chirco, die erfahrenste Charterbrokerin von Ocean Independence, sagt: „Wahrscheinlich wird dieser Wert sogar noch steigen. Viele Kunden entscheiden sich immer kurzfristiger, dadurch wird es mitunter schwierig, die Wunschyacht für jeden zu reservieren. Gute Alternativen finden wir aber eigentlich immer, wenngleich der Markt noch weitere gute Charteryachten vertragen könnte.“
Dabei ist die Auswahl schon gewaltig. Auf der Buchungsplattform yachtfolio.com, die von den meisten Vermittlern genutzt wird, sind derzeit über 1800 Yachten mit professioneller Crew zwischen 15 und 168 Metern gelistet. Die Wochenpreise bewegen sich dabei zwischen 16.000 und drei Millionen Euro – je nach Yachtgröße, Ausstattung und Baujahr. Neben dem Wochenpreis, der – grob gesagt – die Yacht und die Crew enthält, zahlt der Charterer einen Vorschuss auf die während des Aufenthalts anfallenden Nebenkosten. Dazu gehören etwa der Kraftstoff für Yacht, Beiboote und Wasserspielzeuge, die Liegeplatzgebühren, die Zollformalitäten und Gebühren für Kommunikation und Schiffsagenten. Auch die Verpflegung und jegliche Getränke werden so bezahlt. Branchenüblich sind zwischen 30 und 40 Prozent des Charterpreises.
Die ersten Charter-Reisen wurden dabei Anfang der 1970-er Jahre veranstaltet; die weltweite Charterflotte bestand aus 100 bis 200 Yachten, kommuniziert wurde mit den Kunden über Brief und Telex. „Es war eine wilde Zeit“, erinnert sich Adelheid Chirco von Ocean Independence, die bereits damals als Charterbrokerin aktiv war. Damals wie heute rangiert der Wunsch nach Bequemlichkeit und Volumen bei Chartergästen an erster Stelle. Wie viele Kabinen es an Bord gibt und wie das Dekor der Yacht aussieht, insbesondere innen, sind die vielleicht wichtigsten Entscheidungskriterien für oder gegen eine Yacht. Die Kundenstruktur habe sich, so Chirco, indes kaum verändert. Rund 80 Prozent aller Charter-Reisen werden von Familien angetreten, oft seien sogar drei Generationen an Bord.
Die von Chartergästen gezahlte Gebühr kann die Unterhaltskosten für den Eigner der Yacht indes nur reduzieren. Wer in eine Yacht investiert, muss diesen Erwerb unter einem anderen Gesichtspunkt als dem monetären betrachten. „Eine Yacht“, so sagte einmal ein bekannter Großyacht-Eigner, „ist ein Investment in die eigene Lebensqualität.“ (opm)