Von den alten Mythen bis zu den heutigen Krisen der Meere – Griechenland steht am 8. Juni nicht nur geografisch, sondern auch symbolisch im Zentrum einer globalen Bewegung.
Von HB-Redakteur Panos Ventouris
Aktuell – Am heutigen Welttag der Ozeane blickt die Welt auf das größte zusammenhängende Ökosystem unseres Planeten – und Griechenland, mit seiner zerklüfteten Küste, über 6.000 Inseln und einer Jahrtausende alten maritimen Geschichte, erinnert uns daran, dass das Meer nicht nur Vergangenheit und Identität ist, sondern auch Zukunft und Verantwortung.
Der Welttag der Ozeane, offiziell von den Vereinten Nationen im Jahr 2009 ins Leben gerufen, wurzelt in einem bahnbrechenden Moment der Menschheitsgeschichte: dem Erdgipfel von Rio de Janeiro im Jahr 1992. Damals wurde das Fundament für ein neues, ganzheitliches Umweltbewusstsein gelegt – und die Ozeane als Herzstück der Biosphäre erkannt. Ihre Bedeutung ist kaum zu überschätzen: Sie sind Nahrungsquelle, Klimaregulator, Sauerstoffspender, Kohlenstoffsenke – und wie Griechenland weiß, auch Lebensader von Kultur, Handel und Tourismus.
Doch das Bild, das sich heute vor den Küsten Griechenlands bietet, ist zunehmend von Sorge geprägt. Die Ägäis und das Ionische Meer spiegeln nicht nur das Licht, sondern auch die Lasten der Gegenwart: Mikroplastik treibt in den Buchten, Fischbestände schwinden unter dem Druck industrieller Überfischung, und steigende Meerestemperaturen gefährden empfindliche Ökosysteme wie Posidonia-Wiesen – die grünen Lungen der Unterwasserwelt.
Laut Studien sind die griechischen Küsten besonders anfällig für Umweltbelastungen, da sie nicht nur stark vom Tourismus beansprucht werden, sondern auch geopolitisch im Zentrum des maritimen Transitverkehrs liegen. Dazu kommen illegale Fischereipraktiken und ein wachsender Müllteppich, der selbst abgelegene Inseln wie Kastellorizo erreicht.
Trotz dieser Herausforderungen zeigen viele Initiativen im Land, dass es auch anders geht. In Zakynthos etwa schützt ein Nationalpark die Brutgebiete der bedrohten Karettschildkröte. Auf der Kykladeninsel Syros arbeitet ein maritimes Bildungszentrum mit Schülern an kreativen Recyclinglösungen. Und in Piräus setzen Start-ups auf grüne Schifffahrtstechnologie, um die Emissionen im Frachtverkehr zu senken.
Nicht zuletzt engagieren sich auch viele Bürgerinnen und Bürger: Freiwillige Strandreinigungen, die Organisation von Meeresworkshops, sowie der wachsende Einfluss der Zero-Waste-Bewegung zeugen davon, dass Meeresschutz in Griechenland zunehmend Teil des öffentlichen Bewusstseins wird.
Der World Oceans Day steht unter dem Motto „Awaken New Depths“ – und genau das ist auch notwendig: ein tieferes Verständnis für die Zusammenhänge zwischen unserem täglichen Leben und dem Zustand der Meere. Die Botschaft der UNO ist klar: Es braucht globale Kooperation, politische Entschlossenheit und zivilgesellschaftliche Kraftanstrengung, um das Ruder herumzureißen.
Für Griechenland heißt das: Investitionen in nachhaltige Fischerei, die strikte Durchsetzung von Umweltgesetzen, Bildungsarbeit – und ein kulturelles Umdenken. Denn wer, wenn nicht ein Land, das einst die Meeresgötter verehrte, könnte heute vorangehen in der Bewahrung dessen, was uns alle verbindet? (pv)
