Ein kulturhistorischer Streifzug durch das Mittelmeer: Die Antikensammlung des Archäologischen Museums Frankfurt offenbart eindrucksvoll den jahrtausendealten Einfluss Griechenlands auf den Mittelmeerraum – und auf unsere heutige Welt.
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler
Kunst & Kultur – Im Herzen Frankfurts, unweit der pulsierenden Innenstadt, lädt das Archäologische Museum in der ehrwürdigen gotischen Karmeliterkirche dazu ein, in die faszinierende Welt der Antike einzutauchen. Wer hier durch die lichtdurchfluteten Hallen schreitet, begegnet nicht nur den Zeugnissen vergangener Hochkulturen – sondern auch einer kulturellen Brücke zwischen Griechenland und dem restlichen Mittelmeerraum.
Die Antikensammlung des Hauses umfasst erlesene Artefakte aus Kleinasien, Italien, Nordafrika, Spanien – und natürlich Griechenland. Besonders eindrucksvoll sind die bemalten Vasen und Keramikgefäße, die vom Alltag, dem Glauben und den Mythen der Menschen erzählen. Ob spielende Kinder, opfernde Priester oder Szenen aus den großen Dramen der Götterwelt – die griechische Bildsprache auf Keramik erreicht in der archaischen und klassischen Zeit (6.–4. Jh. v. Chr.) ihren Höhepunkt. Diese Gefäße sind weit mehr als dekorative Objekte – sie sind Erzählungen in Ton, eingefangen für die Ewigkeit.
Die Sammlung zeigt deutlich: Griechenland war nicht nur Wiege der Demokratie, Philosophie und Wissenschaft – es war auch künstlerischer Impulsgeber für den gesamten Mittelmeerraum. Die stilistischen Verbindungen zu etruskischen und italischen Gefäßen belegen den kulturellen Austausch, der weit über das eigentliche Territorium hinausreichte. Auch die römischen Exponate des Museums – technisch präzise, reich verziert – bezeugen die griechischen Wurzeln römischer Kultur und schlagen den Bogen bis in die spätere byzantinische und islamische Kunstgeschichte.
Ein Rundgang durch die Ausstellung ist somit auch eine Reise durch zwei Jahrtausende mediterraner Kultur – von der mykenischen Zeit über die klassische Antike bis in die Spätantike. Die Besucher begegnen Schmuckstücken, Waffen, Alltagsgegenständen und Votivgaben aus Ton, Bronze und Glas – jedes Objekt ein stummer Zeitzeuge, der von Austausch, Migration und kultureller Blüte erzählt.
Die Wurzeln des Archäologischen Museums reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, als das Historische Museum Frankfurt seine archäologische Sammlung begründete. Nach der kriegsbedingten Zerstörung und zahlreichen Standortwechseln fand das Museum 1989 seine heutige Heimat in der eindrucksvoll restaurierten Karmeliterkirche. Heute bietet es auf rund 1.400 Quadratmetern Raum für Entdeckungen – mit einem besonderen Augenmerk auf die römische Stadt NIDA im heutigen Frankfurt-Heddernheim.
Der südliche Kreuzgang dient als stimmungsvolles Lapidarium für römische Steindenkmäler, während die Innenräume die großen Kulturen des Mittelmeerraums vereinen. Hier wird Geschichte nicht bloß erzählt – sie wird erlebbar.
Besucherinformation:
Archäologisches Museum Frankfurt
Karmelitergasse 1, 60311 Frankfurt am Main
www.archaeologisches-museum-frankfurt.de
Öffnungszeiten:
Di, Do–So: 10–18 Uhr | Mi: 10–20 Uhr | Mo: geschlossen
Letzter Samstag im Monat: Eintritt frei
Eintritt:
Erwachsene: 8 € | Ermäßigt: 4 € | Kinder/Jugendliche unter 18: frei
Museumsufer-Ticket (2 Tage, alle Museen): ab 12 €
Museumsufer-Card (1 Jahr, alle Museen): ab 45 €
Wer Griechenland liebt, muss nicht reisen – er muss nur nach Frankfurt kommen. Denn hier, inmitten antiker Keramik, mythischer Bilderwelten und mediterraner Kulturgüter, liegt ein Stück Hellas – eingefasst in die steinernen Mauern der Geschichte. (sk)
