In der flirrenden Mittagshitze des israelischen Südens heben in dieser Woche Transportflugzeuge ab. 171 Männer und Frauen aus 20 Ländern, die Israel nicht länger im Land behalten will. Unter ihnen steht ein Name, der weltbekannt ist – Greta Thunberg, die in Griechenland mit weiteren 27 griechischen Aktivisten erwartet wird.
Von RS-Redakteurin Maria Vlachou
Aktuell – Israels Außenministerium sprach auf der Plattform X von „Provokateuren“, die mit ihren Booten versucht hätten, „unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe“ eine politische Botschaft zu verbreiten. Fotos, die das Ministerium veröffentlichte, zeigen Thunberg in grauer Gefängniskleidung auf dem Flughafen Ramon, flankiert von zwei weiteren Frauen. Kein Applaus, keine Schilder, kein Protest – nur Stille und der Wind der Wüste.
Die Flottille „Global Sumud Flotilla“ war vor einigen Wochen mit rund 45 Schiffen und über 400 Teilnehmern gestartet – Ärzte, Freiwillige, Aktivisten aus Europa und den USA. Ihr erklärtes Ziel: den Menschen im Gazastreifen Medikamente und Lebensmittel zu bringen. Israelische Streitkräfte stoppten die Schiffe rund 70 bis 80 Seemeilen vor der Küste, weit außerhalb der palästinensischen Gewässer. Die Marine griff systematisch zu, Schiff für Schiff, bis die gesamte Flotte unter Kontrolle war.
Was danach geschah, wird unterschiedlich erzählt. Während israelische Behörden betonen, alle Festgenommenen seien „korrekt und im Rahmen der Sicherheitsvorschriften“ behandelt worden, berichten mehrere Aktivisten von Erniedrigungen und Gewalt. Männer und Frauen seien stundenlang gefesselt auf Deck gehalten worden, einige unter brennender Sonne. Frauen seien beschimpft, einzelne Aktivisten sogar getreten worden. Israel weist die Vorwürfe kategorisch zurück.
Greta Thunberg selbst soll nach ihrer Festnahme über die Haftbedingungen geklagt haben. Zu wenig Wasser, kaum Essen, von Insekten befallene Zellen – so lauteten ihre Vorwürfe gegenüber israelischen Journalisten. In einer Geste, die später für Schlagzeilen sorgte, soll sie noch auf See ihr Handy über Bord geworfen haben – ebenso wie viele Mitstreiter. Offenbar, um mögliche Spuren zu Geldgebern und Unterstützern der Flotte zu verwischen. Ausgerechnet die Aktivistin, die jahrelang für Umweltschutz stand, warf das Symbol ihrer digitalen Vernetzung ins Meer.
Inzwischen hat Israel mehrere hundert Beteiligte der Flotte abgeschoben. Der jüngste Transport nach Griechenland und in die Slowakei ist Teil einer koordinierten Rückführungsaktion, die seit Tagen läuft. Die Flugkosten trägt Griechenland selbst für seine Bürger.
Während Israel die „Global Sumud Flotilla“ als politisch motivierte Provokation einstuft, sehen die Organisatoren darin einen humanitären Hilfskonvoi. In europäischen Städten – von Paris über Berlin bis Oslo – demonstrierten am Wochenende Tausende gegen das Vorgehen Israels. Transparente forderten die „Freiheit für die Flotte“. (mv)
