Flink, wendig und anpassungsfähig: Der Sperber

In den Wäldern Europas, von den skandinavischen Nadelwäldern bis zu den mediterranen Hainen Griechenlands, fliegt der Sperber geschickt und wendig durch die Landschaft. Als Meister der Jagd hat sich dieser kleine Greifvogel, der zur Familie der Habichtartigen gehört, einen festen Platz in der Vogelwelt Europas erkämpft.
Von HB-Redakteur Panos Ventouris

Natur & Umwelt – Der Sperber (Accipiter nisus) ist ein Paradebeispiel für die Anpassung an die Herausforderungen seines Lebensraumes. Während die Weibchen mit einer Länge von bis zu 41 cm und einer Flügelspannweite von 80 cm fast doppelt so groß wie die Männchen – die sogenannten Sprinze – sind, überzeugen beide Geschlechter durch ihre markante Erscheinung. Das auffallend orange gebänderte Brustgefieder der Männchen und die schiefergraue Oberseite der Weibchen machen sie unverwechselbar.

Sperber jagen vorzugsweise kleine Vögel in der Größe von Meisen, Finken oder Sperlingen – je nach Geschlecht können sie aber auch größere Beutetiere wie Amseln oder Eichelhäher überwältigen. Dabei nutzen sie die natürliche Deckung ihres Lebensraums geschickt aus. Sie starten oft aus einer verborgenen Position, etwa von einem Ansitz in einer Hecke, und fliegen im bodennahen Luftraum kurze, schnelle Verfolgungsflüge. Ihr überraschender Angriff gibt der Beute kaum eine Chance, zu entkommen. Diese Technik erlaubt es dem Sperber, selbst in dichtem Raum oder zwischen Gebäuden seinen Vorteil auszuspielen.

Die kurzen, breiten Flügel und die verhältnismäßig lange verleihen dem Sperber eine außergewöhnliche Stoßkraft. Er kann im Flug nahezu abrupt die Richtung wechseln und sich sogar um 180 Grad drehen, um der Beute zu folgen. Diese spektakulären Manöver, die für das menschliche Auge oft kaum nachvollziehbar sind, machen ihn zu einem gefürchteten Räuber.

Auch an Vogelhäusern zeigt der Sperber ein erstaunliches Maß an Anpassungsfähigkeit. Er wurde schon beobachtet, wie er durch enge Strukturen hindurchflog – etwa direkt durch das Vogelhaus –, um seine Beute zu ergreifen. In Hecken oder Sträuchern verfolgt er kleine Singvögel so lange, bis diese erschöpft sind und er sie ergreifen kann.

Sperber töten ihre Beute mit ihren kräftigen, verlängerten Krallen, die sie tief in das Tier bohren, bis es aufhört, sich zu bewegen. Diese Technik, unterstützt durch die langen Beine, erlaubt ihnen, selbst wehrhafte Beutetiere sicher zu überwältigen. Obwohl der Sperber fast ausschließlich kleine Vögel jagt, zeigt er sich gelegentlich opportunistisch: In Ausnahmefällen gehören kleine Säugetiere wie Mäuse oder Fledermäuse sowie Reptilien und Wirbellose zu seinem Beutespektrum. Dieses Verhalten unterstreicht seine Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Nahrungsangebote in variierenden Lebensräumen.

Die Geschichte des Sperbers in Europa ist eng mit den Eingriffen des Menschen verknüpft. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Bestände durch den Einsatz des Pestizids DDT minimal dezimiert. Das Geschenk, das sich entlang der Nahrungskette anreicherte, führte zu einer Beeinträchtigung der Fortpflanzung und brachte die Kunst in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets an den Rand des Aussterbens.

Doch seit den 1970er Jahren, mit dem Verbot von DDT in Westeuropa, erlebte der Sperber eine beeindruckende Erholung. Heute ist er in Mitteleuropa wieder weit verbreitet, wobei er nicht nur Wälder, sondern auch urbane Grünanlagen erobert hat. In Griechenland ist er beispielsweise nicht nur in den traditionellen Laubwäldern des Festlandes zu finden, sondern wird immer auch in städtischen Parkanlagen wie denen von Athen oder Thessaloniki gesichtet.

Der Sperber ist ein echter Kosmopolit der nördlichen Hemisphäre. Von Irland bis Japan erstreckt sich sein Lebensraum, wobei er eine Vorliebe für boreale Nadelwälder zeigt. In Griechenland nutzt er die mediterranen Hartlaubwälder ebenso wie offene Kulturlandschaften. Während der Wintermonate zieht es viele Sperber aus kälteren Regionen in milderen Gebieten Südeuropas, wo sie als Zugvögel erscheinen.

Die Bedeutung des Sperbers spiegelt sich auch in seinem Namen wider. Das althochdeutsche „Sparo-Aro“, was so viel wie „Sperlingsadler“ bedeutet, beschreibt treffend seine Rolle als Jäger von Sperlingen und anderen kleinen Vögeln. Auch in der griechischen Mythologie wird der Sperber erwähnt, wo er als Symbol für Schnelligkeit und Mut galt. (pv)

Foto: Hellas-Bote

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