Feierliche Panigiri auf der Insel Paleo Trikeri: Ein Blick auf Geschichte, Tradition und die außergewöhnliche Rolle des Klosters Evangelistrias

Gestern erlebte die idyllische Insel Paleo Trikeri im Pagasitischen Golf ein festliches Highlight: Die Panigiri zu Ehren des Klosters Evangelistrias zog Tausende von Besuchern an und verwandelte die kleine Insel in ein Zentrum des religiösen und kulturellen Lebens. Dieser traditionelle Feiertag, der jedes Jahr am 10. September begangen wird, wobei die Feierlichkeiten schon am Abend zuvor beginnen, erinnert an die wunderbare Entdeckung einer Ikone und feiert die bedeutende Rolle des Klosters in der Geschichte der Region.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou

Pilio/Thessalien – Paleo Trikeri, bekannt für ihre beeindruckende natürliche Schönheit und reiche Geschichte, liegt am Fuße der Pilio-Halbinsel und gehört zur Gemeinde Notio Pilio in Thessalien. Die Insel, mit einer Fläche von etwa 4,5 Quadratkilometern, ist vor allem für ihre Ruhe und Abgeschiedenheit bekannt. Ihre geringe Bevölkerung von nur 59 Einwohnern laut der Volkszählung von 2011 unterstreicht die Idylle dieses abgelegenen Ortes. Die Wege auf der Insel sind nur zu Fuß oder mit dem Esel zu befahren, was zu ihrem charmanten und unberührten Charakter beiträgt.

Foto: Hellas-Bote

Im Zentrum der Feierlichkeiten steht das Kloster Evangelistrias, ein imposantes Gebäude, das sowohl religiös als auch historisch von großer Bedeutung ist. Die Klosterkirche, die der Heiligen Mutter Gottes gewidmet ist, wurde 1825 erbaut. Es gibt jedoch auch Quellen, die auf ein Erbauungsdatum im Jahr 1725 hinweisen. Die Erweiterungen des Klosters wurden bis 1837 abgeschlossen. Eine berühmte Legende besagt, dass ein junger Mönch in einem Traum die Anweisung der Heiligen Maria erhielt, in den Trümmern einer alten Kirche nach einer verlorenen Ikone zu suchen. Diese Ikone wurde angeblich unter der Wurzel eines Olivenbaums gefunden, und dieser Tag, der 10. September, wurde zum Jahrestag des Klosters und damit des Panigiri.

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Interessanterweise war das Kloster nie von Mönchen bewohnt. Stattdessen diente es über die Jahre verschiedenen Popen als Residenz und wurde zur Unterbringung von Saisonarbeitern genutzt, die zur Olivenernte auf die Insel kamen. Besonders hervorzuheben ist die Rolle von Alfons Hochhauser, einem Österreicher, der von 1957 bis 1969 das Kloster gepachtet hatte. Zusammen mit seiner Frau Charikilia betrieb er eine Pension, die vor allem deutsche und österreichische Touristen anzog und die Insel für den Tourismus öffnete. Hochhauser, bekannt als „Aussteiger“, spielte eine bedeutende Rolle in der Popularisierung der Insel und hinterließ seine Spuren in der Region, einschließlich in Werner Helwigs Roman „Raubfischer im Hellas“.

Foto: Hellas-Bote

Die Panigiri, die jedes Jahr am Abend des 9. September beginnt, zieht Menschen aus dem gesamten Sporadengebiet an. Der Tag wird mit einer Messe und einer Prozession rund um die Klosterkirche gefeiert, gefolgt von ausgelassenem Feiern mit Musik und Tanz auf dem Dorfplatz. Dieses Fest ist nicht nur eine religiöse Zeremonie, sondern auch ein kulturelles Ereignis, das die Geschichte und Traditionen der Insel ehrt.

Neben den Feierlichkeiten bietet Paleo Trikeri selbst eine Reihe von Sehenswürdigkeiten. Die Insel ist bekannt für ihre versteckten Buchten und Kiesstrände, die oft unberührt und wenig besucht sind. Die Wanderungen auf der Insel führen zu historischen Kirchen wie Agios Ioannis und Agios Giorgios sowie zu den Überresten einer alten Kirche in der Bucht Agia Sofia. Die autofreie Natur der Insel und die Fortbewegung per Fuß oder Esel tragen zur unvergleichlichen Atmosphäre bei.

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Die Geschichte von Paleo Trikeri ist jedoch nicht nur von religiöser und kultureller Bedeutung. Während des Zweiten Balkankriegs wurde die Insel als Lager für bulgarische Kriegsgefangene genutzt, und die dort herrschenden Bedingungen waren unmenschlich. In den Jahren nach dem Bürgerkrieg wurde die Insel erneut zu einem Konzentrationslager für Frauen, die verdächtigt wurden, mit der linken Volksfront sympathisiert zu haben.

Heute ist Paleo Trikeri eine friedliche Oliveninsel, die von wenig Fremdenverkehr geprägt ist. Eine Fähre verbindet die Insel im Sommer mit dem Festland, und am Hafen gibt es zwei Tavernen, die vor allem von Fischern und Seglern besucht werden. (mv)

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