Eine Stadt, viele Herren – und ein unerschütterlicher Geist: Parga

Eingebettet zwischen grünen Hügeln und dem azurblauen Ionischen Meer liegt Parga (griechisch: Πάργα), eine malerische Kleinstadt mit rund 2.500 Einwohnern, die sich ihren Platz auf der Landkarte nicht nur durch landschaftliche Schönheit, sondern auch durch eine bewegte Geschichte und reiche Mythologie verdient hat.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou

Reisen – Geografisch gehört Parga zur Region Epirus und liegt etwa 40 Kilometer südlich von Igoumenitsa sowie 60 Kilometer nördlich des Flughafens Preveza – ein Ziel, das abseits der großen Verkehrsströme liegt und genau darin seinen Zauber entfaltet.

Foto: Hellas-Bote

Die heutige Gemeinde Parga, deren Verwaltungssitz sich im benachbarten Kanalaki befindet, besteht seit der Verwaltungsreform 2011 aus den Gemeindebezirken Parga und Fanari. Eine geografische Besonderheit: Zwischen den beiden Teilen der Gemeinde liegt ein etwa zwei Kilometer langer Küstenabschnitt in der Bucht von Agios Ioannis, der zur Nachbargemeinde Igoumenitsa zählt – ein Symbol für die Zersplitterung, aber auch für die Vielfalt der Region.

Die erste urkundliche Erwähnung Pargas findet sich in byzantinischen Quellen des Jahres 1337. Doch die eigentliche Geschichte der Stadt beginnt lange vorher – im Echo alter Sagen und der strategischen Bedeutung ihres Hafens. Die Kontrolle über Parga wechselte im Laufe der Jahrhunderte häufig: Venezianer errichteten hier ihre charakteristische Festung, Osmanen und später Briten prägten das Stadtbild. Besonders berüchtigt ist der Verkauf der Stadt im Jahr 1819 durch die Briten an den albanischen Pascha Ali von Tepelena – eine Episode, die bis heute mit bitterem Nachhall in der lokalen Erinnerung lebt. Erst 1913 kehrte Parga endgültig in den Schoß des griechischen Königreichs zurück.

Im Zweiten Weltkrieg geriet der Ort erneut unter Fremdherrschaft – diesmal durch italienische Truppen –, doch wie so oft in seiner Geschichte behauptete sich Parga und bewahrte seine Identität.

In der Mythologie gilt die Region Epirus als Durchgangsort für Helden und Götter. Nur wenige Kilometer nördlich von Parga liegt das sagenumwobene Totenorakel von Nekromanteion, wo die Alten Griechen Kontakt zu den Schatten der Unterwelt suchten. Auch die Nähe zu den Inseln Paxos und Antipaxos – laut Mythos vom Dreizack Poseidons erschaffen – verleiht der Gegend eine besondere mystische Aura.

Das Wahrzeichen Pargas, die venezianische Festung hoch über der Stadt, thront majestätisch über die zerklüftete Küste und bietet einen Panoramablick auf das Meer, das einst Eroberer brachte und heute Besucher empfängt. Die Altstadt schmiegt sich verwinkelt an die Hänge, ihre engen Gassen enden oft direkt an der sonnenverwöhnten Uferpromenade, wo Tavernen, Boutiquen und Cafés zum Verweilen laden.

Foto: Hellas-Bote

Auch wenn die Strände – Kryoneri, Piso Kryoneri, Valtos und Lychnos – zum Aushängeschild geworden sind, bietet Parga mehr als Sonne und Meer. Als Partnerstadt von Abensberg in Niederbayern pflegt man europäische Freundschaften, während die Verwaltungseinheit mit Sitz in Kanalaki für eine moderne kommunale Struktur sorgt. Zu den berühmten Persönlichkeiten der Stadt zählt Makbul Ibrahim Pascha, ein osmanischer Großwesir des 16. Jahrhunderts – ein historisches Paradox, das die wechselhafte Vergangenheit Pargas in einer Person verdichtet.

Parga ist kein gewöhnlicher Badeort. Es ist ein Ort, an dem sich Geschichte, Mythos und Gegenwart wie die Wellen in der Bucht vermischen – manchmal leise, manchmal stürmisch, aber immer mit einem Hauch Ewigkeit. Wer Parga besucht, begegnet nicht nur den Spuren vergangener Imperien, sondern auch einem Griechenland, das stolz seine Kultur und Naturschönheit bewahrt. (mv)

Foto: I, Hedwig Storch, CC BY-SA 3.0, wikimedia.org