Die Kermes-Eiche (Quercus coccifera), auch bekannt als Stech-Eiche, ist eine immergrüne Pflanze, die mit ihren stacheligen Blättern und vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten eine faszinierende Rolle im Ökosystem des Mittelmeerraums einnimmt. Sie gedeiht in trockenen, sonnigen Gebieten und prägt die Vegetation der Region seit Jahrhunderten.
Von HB-Redakteur Panos Ventouris
Natur & Umwelt – Die Kermes-Eiche ist meist als kleiner Strauch anzutreffen, der Höhen von 2 bis 4 Metern erreicht. In Teilen des östlichen Mittelmeerraums nimmt sie jedoch eine baumartige Form an und kann über 15 Meter hoch werden. Solche Exemplare zeichnen sich durch beeindruckende Stammdurchmesser von über einem Meter und eine Lebensdauer von mehr als 300 Jahren aus. Diese baumförmige Varietät wird gelegentlich als eigene Art (Quercus calliprinos) betrachtet.
Die Borke der Kermes-Eiche ist hellgrau und glatt, was sie von anderen Eichenarten unterscheidet. Ihre Blätter sind wechselständig, steif, ledrig und mit stacheligen Spitzen versehen. Die Blattlänge variiert zwischen 1 und 5,5 cm. Die Oberseite ist dunkelgrün und glänzend, während die Unterseite heller und leicht behaart ist. Der Blattrand zeigt sich oft knorpelig und gezähnt.
Die Blüten der Kermes-Eiche sind eingeschlechtig. Die männlichen Blüten hängen in Kätzchen zusammen, während die weiblichen Blüten unscheinbar sind. Ihre Früchte, die charakteristischen Eicheln, reifen innerhalb von zwei Jahren. Sie sind bis zu 4 cm groß, und ihre Fruchtbecher sind mit kurzen, stacheligen Schuppen bedeckt.
Die Kermes-Eiche ist im gesamten Mittelmeerraum heimisch, von der Iberischen Halbinsel über den Balkan bis nach Griechenland. Interessanterweise fehlt sie in Mittel- und Norditalien sowie auf Korsika und in Ägypten.
Diese Eichenart bevorzugt kalkreiche Böden und ist in verschiedenen Vegetationstypen wie der Garigue und der Macchie zu finden. Sie tritt oft im Unterwuchs lichter Wälder auf und bildet häufig Pflanzengesellschaften mit Schwarzkiefern und Stinkendem Wacholder. Besonders in Griechenland prägt sie vielerorts das Landschaftsbild und trägt zur Stabilität von Ökosystemen in trockenen Regionen bei.
Die Kermes-Eiche hat sowohl historische als auch moderne Bedeutung. Aus der Kermes-Schildlaus (Kermes vermilio), die auf dieser Eichenart lebt, wurde früher der rote Farbstoff „Kermes“ gewonnen, der in der Textilfärbung eine wichtige Rolle spielte.
Darüber hinaus sind die Eicheln essbar und können zu einem Kaffeeersatz verarbeitet werden. Ihre Gerbstoffe werden für die Lederverarbeitung genutzt. Auch die Gallen, die von der Eiche gebildet werden, finden medizinische Verwendung. (pv)