Der Sesterz, in der Antike als Sesterz bekannt, war eine zentrale Münzeinheit im Römischen Reich, deren Geschichte sich über mehrere Jahrhunderte erstreckte und die sowohl als Zahlungsmittel als auch als Symbol für den wirtschaftlichen und politischen Wandel der römischen Gesellschaft diente.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou
Magazin – Der Name des Sesterz leitet sich von der lateinischen Bezeichnung „semis tertius“ ab, was so viel wie „der dritte (As) halb“ bedeutet, da er ursprünglich den Wert von zweieinhalb Assen hatte. Diese Münze wurde erstmals im 3. Jahrhundert v. Chr. eingeführt und hatte zunächst einen Silbergehalt, der etwa ein Gramm wog. Doch bereits im 1. Jahrhundert v. Chr., unter Julius Caesar, wurde der Sesterz in eine Bronzeprägung überführt, was ihm eine neue, auffällige Erscheinung verlieh.
Die eigentliche Bedeutung des Sesterz nahm jedoch im Zuge der Münzreform des Augustus eine entscheidende Wendung an. Ab dieser Zeit wurde der Sesterz aus Aurichalkum geprägt, einer Legierung aus Kupfer und Zink, die ihm ein glänzendes Aussehen verlieh und zugleich robuster war als die früheren Silberprägungen. Mit einem Durchmesser von etwa 27 bis 35 Millimetern und einem Gewicht von rund 27,3 Gramm war der Sesterz nicht nur ein praktisches Zahlungsmittel, sondern auch ein deutliches Zeichen für die ökonomische Macht und Stabilität des Römischen Reiches. Unter Kaiser Augustus setzte sich der Sesterz als wichtige Münze der römischen Währung durch, die sowohl im täglichen Handel als auch bei der Erhebung von Steuern und Abgaben weit verbreitet war.
Der Sesterz war jedoch nicht nur ein einfaches Zahlungsmittel. In der römischen Wirtschaft wurde er auch als Buchwährung verwendet, was bedeutete, dass viele öffentliche Ausgaben und viele bargeldlose Transaktionen in Sesterzen abgewickelt wurden. Dies zeigt, wie tief verwurzelt die Münze in der ökonomischen Struktur des Reiches war. Ihre Bedeutung wurde auch durch die Tatsache unterstrichen, dass der Wert des Sesterz in der römischen Gesellschaft weitgehend konstant blieb, zumindest über die ersten beiden Jahrhunderte. Während dieser Zeit behielt die Münze ihren Wert als Scheidemünze, obwohl sich das Material und die Herstellungsmethoden über die Jahre veränderten.
Die Wertrelation des Sesterz war im römischen Währungssystem von zentraler Bedeutung. Ein Aureus, die wertvollste Goldmünze des Römischen Reiches, entsprach 25 Denarii, was wiederum 100 Sesterzen ausmachte. Ein Denarius, die übliche Silbermünze, entsprach 4 Sesterzen, während der Sesterz selbst 2 Dupondii, eine weitere gängige Messingmünze, oder 2 Asses, Kupfermünzen, Wert war. Dieser Kurs verdeutlicht, wie der Sesterz als Mittel der täglichen Zahlung und der Buchführung in einem System von Wertgleichgewichten und monetären Verhältnissen existierte, das das gesamte Imperium durchdrang.
Mit der Zeit begann der Sesterz, seine Kaufkraft zu verlieren, vor allem durch die wirtschaftlichen Veränderungen, die mit der Inflation im Römischen Reich einhergingen. Die Materialqualität der Münzen wurde zunehmend verwässert, was zu einem Abfall des inneren Wertes der Münze führte. Während im 1. Jahrhundert ein Legionär etwa 1 Sesterz pro Tag verdiente und ein Centurio bis zu 30 Sesterzen täglich erhielt, begann der Wert der Münze im Laufe der Jahre zu sinken. Für alltägliche Waren wie ein Maulesel, der etwa 520 Sesterzen kostete, ein Schwein, das mit rund 20 Sesterzen zu Buche schlug, oder eine einfache Tunika, die für etwa 15 Sesterzen zu haben war, zeigte sich der Nachteil des Wertes des Sesterz in der römischen Wirtschaft. Dies spiegelte die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit wider, die das Reich in den folgenden Jahrhunderten prägen sollte.
Trotz seines anfänglichen Erfolges fiel der Sesterz, wie viele andere Münzen des Imperiums, irgendwann der Inflation und den politischen Turbulenzen zum Opfer. Der nominelle Wert überstieg schließlich den Materialwert, insbesondere nach der fortschreitenden Abwertung des Silbergehalts im Denar und Antoninian. Schließlich wurde die reguläre Produktion des Sesterz im Jahr 264 n. Chr. eingestellt, wobei letzte Prägungen bis etwa 275 n. Chr. in speziellen Regionen wie Köln und Rom stattgefundenen. Diese letzten Münzen waren wahrscheinlich Sonderprägungen und stellen einen symbolischen Abschluss der Ära des Sesterz dar.
Der Sesterz bleibt heute ein faszinierendes Zeugnis für die wirtschaftliche und kulturelle Geschichte des Römischen Reiches. Über Jahrhunderte hinweg prägte diese Münze das Leben der Römer, ob im Handel, in militärischen Zahlungen oder als Teil des römischen Währungssystems, und ist auch heute noch ein bedeutendes Sammlerstück und ein wertvolles historisches Artefakt. Die Geschichte des Sesterz illustriert den Wandel von Wohlstand, politischer Stabilität und wirtschaftlichen Herausforderungen, die das Römische Reich durchlebte – ein faszinierendes Kapitel der Antike, das den Übergang von einer goldenen Ära zu einer Zeit der Dekadenz und des wirtschaftlichen Niedergangs markiert. (sd)
