Ob nun rot oder blau, der Acker-Gauchheil ist weltweit verbreitet. Auf Äckern, in Gärten oder auf Müllhalden fühlt sich die Unterart der Primelgewächse wohl, deren Name aus dem Griechischen stammt.
Von HB-Redakteur Panos Ventouris
Natur & Umwelt – Direkt vorab: Der rote (Anagallis arvensis) oder blaue Acker-Gauchheil (Anagallis arvensis f. azurea) ist giftig, wobei sich das Gift insbesondere in den Wurzeln sammelt. In der beweisgestützten Medizin wird er nicht verwendet, er findet aber in homöopathischen Produkten als Anagallis arvensis herba zur Behandlung von Nervenleiden und bei unterschiedlichen Ausschlägen Anwendung. Damit ist die heutige Homöopathie nicht weit entfernt von der Nutzung dieser Pflanze in der griechischen Antike. Schon da wurde der Acker-Gauheil zur Heilung von Geisteskrankheiten und Melancholie oder bei Geschwüren eingesetzt. In den Schriften von Dioscurides und Plinius, beides Kräuterärzte im Mittelalter, wird der Acker-Gauheil als schmerzstillendes Mittel bei Zahnschmerzen, bei Schlangenbissen oder zur Reinigung der Nase bis hin zu trüben Augen ermpfohlen.
Die Glykoside, Saponine, Bitter- und Gerbstoffe, sowie das ätherische Öl führen zu Zittern, wässerigem Stuhl und verstärkter Harnausscheidung durch die Nieren. Auch eine Entzündung des Darms, eine Narkotisierung oder Vergiftungserscheinungen im Nervensystem und Gehirn zählen zu den Symptomen. Bei Kontakt mit den Blättern kann eine allergische Dermatitis auftreten.
Acker-Gauchheil (Anagallis arvensis)
Systematik
Asteriden
Ordnung: Heidekrautartige (Ericales)
Familie: Primelgewächse (Primulaceae)
Unterfamilie: Myrsinengewächse (Myrsinoideae)
Wissenschaftlicher Name: Anagallis arvensis
Der Acker-Gauchheil zählt zu einer Unterfamilie der Myrsinengewächse (Myrsinaoideae) und somit zur Familie der Primelgewächse. Seine Verbreitung kann weltweit nachgewiesen werden, besonders wohl fühlt er sich auf Flächen, die unter dauerndem menschlichen Einfluss stehen. In Deutschland ist er meist auf Äckern zu finden, der Acker-Gauchheil stammt aber eigentlich aus dem Mittelmeergebiet.
Die kriechende, einjährige Pflanze öffnet ihre Blüten immer von morgens bis die Sonneneinstrahlung zu stark wird, und auch ein bevorstehendes Unwetter spürt der Acker-Gauchheil sofort, der dann seine Blüten schließt. Übrigens ist sein Name im Griechischen beheimatet. Aná (ἀνα/„wieder“) und agállein (ἀγάλλειν/sich erfreuen) verweist auf das Öffnen und Schließen der Blüten als Reaktion auf Wetter- und Umweltbedingungen. (pv)