In der Antike eine der bedeutendsten Städte in Griechenland, zieht das berühmte Orakel von #Delphi heute noch Besucher aus der ganzen Welt an. Auch wenn die Weissagungen in der Moderne ausbleiben, die Ausgrabungsstätte gehört als Weltkulturerbe zu den Top-Sehenswürdigkeiten des Landes.
Von HB-Redakteurin Ebru Ataman
Delphi – Am Fuße des Parnassgebirges, nördlich des Golfs von Korinth, sagte einst die Priesterin Pythia den Herrschern Griechenlands die Zukunft voraus. Bekannt als das berühmte Orakel von Delphi ranken sich zahlreiche Sagen und Legenden um diese Zeit. Heute gehört die Ausgrabungsstätte zum Weltkulturerbe und ist gern angesteuertes Ziel der Touristen.
Gerade im Sommer sind die Straßen nach Delphi meist voll besetzt und in dem kleinen Ort Delphi nahe der archäologischen Stätte schieben sich die Besucher vorbei an den Geschäften.
Die Ausgrabungsstätte selbst reicht zurück in das 15. – 12. Jahrhundert vor Christus. In dieser Epoche entstand in Delphi eine bedeutende mykenische Siedlung. Auf ihren Ruinen wurde im 9. Jahrhundert vor Christus das Apollon-Heiligtum gebaut – mitten im Zentrum der damaligen griechischen Welt. Die Legende berichtet von zwei Adlern, die Zeus an den Enden der Welt aufsteigen ließ. Der Ort, an dem sie sich trafen, war Delphi, weshalb im Apollon-Tempel diese Stelle durch den Omphalos-Stein (Nabel der Welt) gekennzeichnet wurde.
Doch was wäre die Mythologie, wenn es nicht wenigstens zwei Sagen geben würde, denn eine andere berichtet von der Tötung des Drachens Python durch Apollon (lateinisch Apollo?. Der Drache bewachte eine Felsspalte, aus der Dämpfe aufstiegen, welche die Menschen in Trance versetzten wodurch die die Zukunft voraussagen konnten. Apollon nahm den Ort in Besitz und übertrug der Priesterin die Macht die mehrdeutigen Orakelsprüche in seinem Namen zu verkünden.
Ob so oder so, Delphi hatte eine immense Bedeutung in der Antike, weshalb aus der ganzen antiken Welt Herrscher und Heerführer nach Delphi reisten. Die Macht der Priester wuchs, die durch ihre Weissagungen auch die Auslegung der Orakel steuerten. Ab dem 6. Jahrhundert vor Christus besuchten zudem andere Völker das Orakel um sich ihre Zukunft voraussagen zu lassen, was zunehmend zu Spannungen rund um Delphi führte.
Seine Bedeutung untermauerte Delphi als Austragungsort der Pythischen Spiele, die alle vier Jahre stattfanden und von denen heute noch die Schatzhäuser der verschiedenen Polis berichten. Tanz, Theater, Musik und Gesang gehörten zu den Wettkämpfen die Apollon gewidmet waren.
Mit der Herrschaft der Römer im 2. Jahrhundert vor Christus begann der Niedergang der Stadt. Zwar wurde Delphi als unabhängig erklärt, es verarmte jedoch, wurde 86 vor Christus geplündert und drei Jahre später von den Thrakern erobert. Eine Legende berichtet, das an diesem Tag auch das heilige Licht erloschen sei. Unter Kaiser Hadrian blühte Delphi im 2. Jahrhundert nach Christus noch einmal auf, die Weissagungen wurde jedoch 392 nach Christus von Kaiser Theodosius eingestellt. Danach dauerte es bis 1892 als französische Archäologen mit den ersten Ausgrabungen begannen. Zu dieser Zeit befand sich auf den Ruinen bereits das Dorf Kastri, welches für die Ausgrabungen verlegt wurde und zum heutigen Dorf Delphi wurde.
Im Jahre 1903 entstand an der archäologischen Stätte ein Museum, welches umfangreich erweitert wurde, wodurch aktuell 14 Ausstellungsräume zu besichtigen sind. Als bedeutende Artefakte gelten die Sphinx von Naxos, die Statuen der Zwillinge von Argos Kleobis und Biton und der Omphalos-Stein. Der Apollon-Tempel liegt in direkter Nähe zum Museum, kurz vorher treffen die Besucher auf ein Kassenhäuschen. Der Eintritt umfasst den Zugang zur Ausgrabungsstätte und zum Museum.
Die heilige Straße ist der Weg, welchem die Besucher vorbei an Schatzhäusern folgen, bis weiter bergauf der Apollon-Tempel erreicht wird. Sechs der ursprünglich 38 Säulen konnten erhalten werden. Ein Stück weiter liegt das Theater, welches rund 5.000 jubelnde Zuschauer während der Pythischen Spiele fasste. Ebenfalls die Ruinen eines weiteren Theaters für sportliche Wettkämpfe sind erhalten.
Bereits vor Betreten der Anlage bietet sich zudem ein Besuch an der Kastalischen Quelle an. In ihr Wasser soll sich einst die mystischen Nymphe Kastalia auf der Flucht vor dem werbenden Apollon gestürzt haben. Es ist nicht verwunderlich, dass die Quelle Apollon und den Musen geweiht war. Heute noch sprudelt sie und ist frei zugänglich. Ihr Wasser wurde von den Delphi-Pilgern für rituelle Waschungen genutzt und soll der Sage nach die Gabe der Dichtkunst verleihen. Die Quelle war so berühmt, dass sie zeitweise für Delphi selbst stand. Für die Trinkwasserversorgung des modernen Delphi wird sie immer noch genutzt und fließt als Sturzbach, als Arkoudorrema, südwärts ins Tal bis zur Mündung in den Plistos nach rund zwei Kilometern.
Gegenüber befand sich in der Antike das Gymnasion, in welchem ebenfalls ein Teil der Pythischen Spiele abgehalten wurde. Noch heute sind einige der Ruinen erhalten. Besucher, die einem Stück der Straße folgen, treffen zudem auf Marmaria, das Heiligtum der Athena. Der Bereich ist frei zugänglich, allerdings gibt es hier kaum Parkmöglichkeiten. (nb)