Griechenland – das Land der antiken Götter, des azurblauen Meeres und des herzhaften Mezedes. Doch für viele Touristen gibt es eine unerwartete Überraschung: In Griechenland darf Toilettenpapier nicht in die Toilette geworfen werden. Stattdessen soll es in einem speziellen Mülleimer neben der Toilette entsorgt werden. Was zunächst ungewöhnlich oder gar unhygienisch erschien, hat eine durchaus praktische und historische Erklärung.
Von HB-Redakteurin Ebru Ataman
Aktuell – Die griechische Abwasserinfrastruktur ist – genau wie viele der historischen Stätten des Landes – nicht mehr die jüngste. In vielen Regionen, vor allem auf den malerischen Inseln und in den älteren Stadtvierteln, sind die Kanalrohre deutlich schmaler als in anderen europäischen Ländern. Während moderne Abwassersysteme Rohre mit einem Durchmesser von etwa 100 bis 150 mm nutzen, sind viele griechische Leitungen nur 50 mm bis 75 mm breit.
Diese geringe Größe stammt aus Zeiten, in denen Griechenland keine flächendeckende Kanalisation hatte und viele Gebäude erst nachträglich an das Abwassernetz angeschlossen wurden. Die Folge? Toilettenpapier kann schnell zu Verstopfungen führen, da es sich nicht so leicht in den engen Rohren zersetzt.
Verstopfte Abflüsse sind nicht nur ärgerlich, sondern auch teuer und umweltschädlich. Wenn ein Rohr verstopft ist, müssen oft ganze Straßenzüge oder Gebäude abgesperrt werden um das Problem zu beheben. In den warmen Sommermonaten kann das zu einem unangenehmen Geruch führen, der sich schnell ausbreitet – keine schöne Vorstellung für Einheimische oder Touristen.
Ein weiteres Problem ist, dass viele Kläranlagen in Griechenland nicht auf große Mengen an Zellulose ausgelegt sind. Toilettenpapier löst sich zwar irgendwann auf, aber nicht schnell genug um das System nicht zu belasten. In einigen kleineren Orten und Inseln gibt es sogar noch Sickergruben, die besonders empfindlich auf Verstopfungen reagieren.
Wer in Griechenland Urlaub macht, wird daher schnell überall auf einen kleinen, mit einem Deckel versehenen Mülleimer neben der Toilette stoßen. Dort gehört das benutzte Papier hinein – eine Praxis, an die sich Einheimische längst gewöhnt haben und die auch für Reisende schnell zur Routine wird. Die Regel gilt nicht nur in Hotels oder Ferienwohnungen, sondern auch in Restaurants, Tavernen und öffentlichen Toiletten. Oft findet man sogar mehrsprachige Schilder, die Touristen freundlich daran erinnern, das Papier nicht ins Klo zu werfen.
In den letzten Jahren gibt es Versuche Griechenlands Abwassersysteme zu modernisieren, insbesondere in großen Städten wie Athen oder Thessaloniki. Doch auf den charmanten, verwinkelten Inseln, die Jahr für Jahr Millionen von Touristen anziehen, bleibt das Problem bestehen. Einige Hotels setzen mittlerweile auf innovative Lösungen wie wasserlösliches Papier oder spezielle Filtersysteme, doch bis sich solche Neuerungen flächendeckend durchsetzen bleibt die altbewährte Methode bestehen: Toilettenpapier in den Mülleimer – für einen reibungslosen und umweltfreundlichen Aufenthalt in Griechenland. (ea)
