Fast wie eine Reise durch die Vergangenheit wirkt ein Spaziergang durch Athens schönsten Stadtteil, der zudem zu einer der beliebtesten touristischen Einkaufsmeilen mutiert ist. Wer sich aber von den Menschenmengen nicht abschrecken lässt, der wird in Plaka viel zu sehen bekommen.
Von HB-Redakteurin Nadja Becker
Athen – Die kopfsteingepflasterten Gassen ziehen sich wie durch ein kleines Labyrinth. Überall finden sich Tavernen, Cafés, Bars oder kleine Geschäfte mit griechischen Produkten. Am Wochenende ist kaum ein Durchkommen in Plaka, einem der teuersten Stadtteile von Athen. Dafür gibt es allerdings viel zu sehen. Hier lässt sich nicht nur nach Herzenslust stöbern, denn viele der Grundmauern gehen auf die Antike zurück.
Bis Mitte der sechziger Jahre standen in diesem Bereich viele Häuser leer, viele der Einwohner waren in die moderneren Stadtteile gezogen. Dann entdeckte die Gastronomie das Viertel im Schatten der Akropolis. Ende der siebziger Jahre öffneten die ersten Geschäfte, bis Mitte der achtziger Jahre hatte sich das Stadtviertel zu einem der begehrtesten in Athen gemausert. Mode, Schmuck, lokale Keramikwaren und griechische Spezialitäten unterstützen das Flair einer dörflichen Atmosphäre. Bis spät in die Nacht hat hier vieles geöffnet.
Woher der Name Plaka stammt, darüber streiten sich die Historiker. Der heutige Name war vor dem griechischen Unabhängigkeitskrieg nicht gebräuchlich. Es ist davon auszugehen, dass er auf verschiedene Wurzeln zurückzuführen ist – auf die arvanitische Bezeichnung Pilar Athenas (altes Athen), Plaka als Platte mit Bezug auf einen zentralen Punkt innerhalb der Stadt oder auf eine namengebende Familie.
Zumeist stammen die Fassaden aus dem 18. Jahrhundert, die Grundmauern häufig aus der Antike. Bis in das frühe 19. Jahrhundert galt Plaka als der Kern der Stadt Athen, erst danach wandelte sich der Bereich zum Touristenviertel, heute reichen die Immobilienpreise an die teuersten Athener Stadtteile heran.
In Plaka treffen Flanierende zudem auf das Lysikratesmonument, auch als Laterne des Diogenes bekannt, welches in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts vor Christus errichtet wurde. Das Denkmal erinnert an den Sieg des Choregos Lysikrates im Jahr 335/334 vor Christus gegen einen Knabenchor während der Festspiele zu Ehren des Dionysos. Ebenso zieht der Turm der Winde am Rande der römischen Agora die Blicke auf sich. Dieses hervorragend erhaltene Bauwerk wurde in späthellenistischer Zeit erbaut und diente als Uhrenpavillon mit Wetterstation. Der achteckige, 13 m hohe Turm wurde im 1. Jahrhundert vor Christus von dem Astronomen Andronikos von Kyrrhos geplant.
Für eine Pause empfiehlt sich die älteste Destillerie Athens und die zweitälteste in Europa. Beheimatet ist die Brettos Distillery in einem 200 Jahre alten Gebäude an der Straße Kydathineon 41. Gegründet 1909 von Michael Brettos machen heute hunderte farbiger Flaschen an den Wänden den Aufenthalt zu einem Erlebnis. Brettos ist bekannt für den hauseigenen Ouzo, Brandy und verschiedenen Spirituosen, hergestellt nach traditionellen Rezepten von Smyrni, darunter Masticha oder Pfefferminz. Vom 10.00 Uhr bis 3 Uhr nachts stehen hier traditionelle griechische Spirituosen und über 30 Besonderheiten zum Probieren bereit (brettosplaka.com). (nb)