Akropolis-Rallye Griechenland: Škoda Fahrer Andreas Mikkelsen siegt dank starker Aufholjagd in der WRC2

Andreas Mikkelsen und Beifahrer Torstein Eriksen haben mit dem Škoda Fabia RS Rally2 die WRC2-Kategorie der Akropolis-Rallye Griechenland gewonnen.

Griechenland – Trotz dreier Reifenschäden auf der Freitagsetappe gaben die Norweger nicht auf und setzten auf elf der 15 Wertungsprüfungen (WP) des zehnten WM-Laufs die Bestzeit. Am Steuer eines weiteren Fabia RS Rally2 des deutschen Teams Toksport WRT erreichte der Brite Gus Greensmith gemeinsam mit seinem schwedischen Beifahrer Jonas Andersson das Ziel auf dem zweiten Rang der WRC2-Klasse. Mikkelsen führt damit in der WRC2-Tabelle vor dem Franzosen Yohan Rossel (Citroën) und Greensmith.

Die schweren Niederschläge, die Griechenland in der Woche vor dem WM-Lauf heimgesucht hatten, wirkten sich auch auf die ,Akropolis‘-Rallye aus. Auf vielen Wertungsprüfungen bedeckte eine dicke Schlammschicht die sonst knochentrockenen und sehr rauen Fahrbahn-Oberflächen. Der Shakedown, die offizielle Testgelegenheit vor Beginn der Veranstaltung, musste aus diesem Grund abgesagt werden. Trotz der feuchten Bedingungen und vergleichsweise kühlen Temperaturen wurde die Rallye dennoch ihrem Ruf gerecht, zu den härtesten im WM-Kalender zu zählen.

Für Andreas Mikkelsen begann das Event denkbar schwierig: Er kassierte drei Reifenschäden hintereinander. Jedes Mal war das gleiche Rad betroffen. „Unfassbar, da muss etwas falsch sein“, rätselte der Norweger in der Mittagspause der ersten Etappe. Am Freitagabend belegten er und Beifahrer Torstein Eriksen nur den zwölften Platz, 1:43 Minuten hinter den Klassenführenden Yohan Rossel/Arnaud Dunand. Als bestplatzierter Škoda Fabia RS Rally2-Fahrer lag Gus Greensmith zu diesem Zeitpunkt auf WRC2-Rang zwei vor dem Bolivianer Marco Bulacia und dessen spanischem Copiloten Diega Vallejo. Sami Pajari/Enni Mälkönen folgten mit einem weiteren Fabia RS Rally2 von Toksport WRT auf der vierten Position.

Foto: SMB/Skoda Auto Deutschland GmbH

Am Samstag startete Mikkelsen eine famose Aufholjagd. „Nach den Problemen vom Freitag war mir klar: Wir können Griechenland nicht mit einem siebten Platz oder dergleichen verlassen – damit sammeln wir nicht genügend WM-Punkte. Also haben wir auf Attacke geschaltet. Wenn wir deswegen von der Strecke fliegen, dann ist es eben so“, fasste er seine Strategie zusammen. Sie sollte sich überraschender Weise auszahlen: Mikkelsen/Eriksen holten sich alle sechs WP-Bestzeiten der zweiten Etappe. „Ich habe dem Rallye-Monster in mir einfach freien Lauf gelassen“, lachte er später. „Wir waren in jeder einzelnen Kurve am Limit.“

Gus Greensmith setzte auf eine taktischere Herangehensweise. „Schnell, aber nicht zu schnell“ wollte der Engländer fahren. Als sich auch Rossel einen Reifenschaden einfing, war der Londoner zur Stelle und übernahm die Führung in der WRC2-Klasse. Trotz Schwierigkeiten mit einer überhitzenden Bremsanlage verteidigte er den ersten Platz im Etappenziel am Samstag mit einem Vorsprung von 12,0 Sekunden auf den heranstürmenden Mikkelsen. Die beiden Toksport WRT-Fahrer hatten ihre Verfolger bereits abgeschüttelt. Oliver Solberg/Elliott Edmondson, weitere Favoriten auf den Klassensieg, mussten ihr ebenfalls von Toksport WRC eingesetztes Rallye-Auto schon am Freitag mit einem technischen Problem abstellen. Ihre Teamkollegen Bulacia/Vallejo lagen auf Rang zwei in der WRC2, als sie in der WP 9 von der Strecke rutschten. Die finnischen Youngster Pajari/Mälkönen mussten auf der WP 10 mit einem Defekt aufgeben.

Am Sonntag spitzte sich das Duell zwischen den beiden Škoda Fabia RS Rally2-Crews zu. Mit zwei weiteren Bestzeiten gingen Mikkelsen/Eriksen schließlich in Führung, während Greensmith/Andersson weiterhin unter Bremsproblemen litten. „Dieser Klassensieg bedeutet mir besonders viel“, jubelte Mikkelsen. „Am Freitagabend sah unsere Ausgangslage eigentlich hoffnungslos aus, wir hatten nichts mehr zu verlieren. Wir sind Kurve für Kurve am absoluten Limit gefahren, am letzten Service-Punkt mussten wir noch das hintere Differenzial wechseln – was unsere Mechaniker in unglaublich kurzer Zeit geschafft haben.“

Greensmith zeigte sich mit dem Resultat weniger zufrieden. „Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, ich wäre glücklich“, so der Brite. „Ausgerechnet jenen Fahrer, dem wir hätten Punkte wegnehmen müssen, konnten wir nicht halten. Dennoch ist Platz zwei natürlich ein sehr gutes Resultat.“ Greensmith übernimmt mit diesem Ergebnis den dritten Rang in der WRC2-Fahrerwertung, während Mikkelsen seinen Vorsprung auf Rossel auf nunmehr 16 WM-Punkte ausbauen konnte.

Die nächste Runde der Rallye-Weltmeisterschaft führt erneut über Schotter, findet aber außerhalb von Europa statt: Die Rallye Chile in Südamerika steht vom 28. September bis zum 1. Oktober auf dem Programm.

Akropolis-Rallye Griechenland, 8. bis 10. September 2023, Ergebnis WRC2

1. Andreas Mikkelsen/Torstein Eriksen (NOR/NOR), Škoda Fabia RS Rally2, 3:09.57,7 Stunden

2. Gus Greensmith/Jonas Andersson (GBR/SWE), Škoda Fabia RS Rally2, +10,3 Sekunden

3. Yohan Rossel/Arnaud Dunand (FRA/FRA), Citroën C3 Rally2, +1.26,0 Minuten

4. Adrien Fourmaux/Alexandre Coria (FRA/FRA), Ford Fiesta Rally2 Mk2, +2.16,1 Minuten

5. Grégoire Munster/Louis Louka (LUX/BEL), Ford Fiesta Rally2 Mk2, +2.34,7 Minuten

6. Kajetan Kajetanowicz/Maciej Szczepaniak (POL/POL), Škoda Fabia RS Rally2, +2.54,8 Minuten

Gesamtwertung WRC2/Fahrer (nach zehn von 13 Rallyes)

1. Andreas Mikkelsen (NOR), Škoda, 108 Punkte (aus 5 Rallyes)

2. Yohan Rossel (FRA), Citroën, 92 Punkte (aus 5 Rallyes)

3. Gus Greensmith (GBR), Škoda, 80 Punkte (aus 5 Rallyes)

4. Sami Pajari (FIN), Škoda, 71 Punkte (aus 6 Rallyes)

Zahl der Rallye: 1.53,2

Nach drei Reifenschäden innerhalb der ersten fünf Wertungsprüfungen lagen Andreas Mikkelsen und Beifahrer Torstein Eriksen mit ihrem Škoda Fabia RS Rally2 bereits 1.53,2 Minuten hinter den Klassenersten. Neun WP später feierten sie ihren dritten WRC2-Sieg der laufenden Saison. „Bei der Rallye Finnland wäre so etwas niemals möglich“, betonte Mikkelsen. „In Griechenland geht das, da die Strecken sehr brutal sind. Wenn du keine Rücksicht auf die Technik deines Rallye-Autos nimmst, kannst du viel Zeit wieder aufholen.“ (opm)

Foto: SMB/Skoda Auto Deutschland GmbH