Im prachtvollen Ambiente der Hermesvilla, einem der architektonischen Schätze Wiens, eröffnet sich den Besuchern eine einzigartige Sammlung von kunstvoll geschnitzten Helmschnecken mit griechischen Motiven. Diese beeindruckenden Kunstwerke wurden im Auftrag von Kaiserin Elisabeth, bekannt als Sisi, von der renommierten Firma Luigi Casalta in Neapel gefertigt und spiegeln nicht nur die luxuriöse Handwerkskunst des 19. Jahrhunderts wider, sondern auch die tiefe Verbundenheit der Kaiserin zur griechischen Kunst und Natur.
Von HB-Redakteurin Ebru Atman
Kunst & Kultur – Die Hermesvilla, die liebevoll auch als „Schloss der Träume“ bezeichnet wird, diente der Kaiserin als Rückzugsort abseits der steifen Etikette des Wiener Hofes. Sie wurde vom Architekten Karl Freiherr von Hasenauer entworfen und bietet heute einen faszinierenden Einblick in das Leben und die Leidenschaften der Kaiserin. Unter den zahlreichen Kunstschätzen der Villa stechen die geschnitzten Helmschnecken besonders hervor.
Diese Helmschnecken, die Casalta in präziser Handarbeit gravierte, sind wahre Meisterwerke und präsentieren sich als Symbole der feinen Kunstfertigkeit. Jede Schnecke ist mit filigranen Gravuren versehen, die nicht nur die Formen und Strukturen der Natur betonen, sondern auch Szenen von historischer und mythologischer Bedeutung darstellen. Besonders hervorzuheben sind die beiden größten Schnecken, die detailreiche Ansichten der Gärten des Achilleion auf Korfu zeigen – einer der Lieblingsorte von Kaiserin Elisabeth. Diese Gravuren sind nicht nur kunstvoll, sondern auch von historischer Bedeutung, da sie das berühmte Motiv des verwundeten Achilles abbilden, einer Skulptur des deutschen Bildhauers Ernst Herter.
Die Darstellung des verwundeten Achilles ist von besonderer Bedeutung für das künstlerische Erbe der Kaiserin. Herters Skulptur, „Sterbender Achilles“, die 1884 in Berlin geschaffen wurde, wurde von Elisabeth persönlich erworben und fand im Achilleion, ihrem Palast auf Korfu, einen zentralen Platz. Diese Skulptur, die die tragische Figur des Achilles in seinen letzten Momenten zeigt, spiegelt Elisabeths Faszination für den griechischen Helden wider. Ernst Herter war ein angesehener Bildhauer, der sich auf mythologische und historische Figuren spezialisierte. Ein weiteres bekanntes Werk von ihm ist die „Hermes“-Skulptur, die sich ebenfalls in der Hermesvilla befindet.
Die Firma Luigi Casalta, die sich auf die Herstellung von Luxusgütern spezialisiert hatte, war für ihre exquisiten Arbeiten im pompeianischen, etruskischen und römischen Stil bekannt. Neben den gravierten Muscheln fertigte das Unternehmen auch aufwändige Bucheinbände, Kunstobjekte und antiken Schmuck, der sowohl am österreichischen Kaiserhof als auch am italienischen Königshof und bei Prinzessin Louise von Preußen großen Anklang fand. Die Werke von Casalta waren nicht nur von höchster Qualität, sondern auch Ausdruck des internationalen Einflusses der Firma und ihrer Rolle als Lieferant für die europäische Elite.
Die geschnitzten Helmschnecken in der Hermesvilla sind nicht nur wertvolle Kunstgegenstände, sondern auch Zeugnisse einer kaiserlichen Leidenschaft für das Schöne und Seltene. Diese Artefakte bieten einen intimen Einblick in das ästhetische Empfinden der Kaiserin und ihre Liebe zu Kunstwerken, die Geschichte und Mythologie vereinen. Die Hermesvilla, als Schauplatz dieser beeindruckenden Sammlung, verkörpert Elisabeths Bestreben, einen Ort der Ruhe und des Rückzugs zu schaffen, an dem sie ihren künstlerischen und intellektuellen Neigungen nachgehen konnte.
Heute kann die Sammlung der geschnitzten Helmschnecken in der Hermesvilla besichtigt werden, und sie zieht Kunstliebhaber, Historiker und Touristen gleichermaßen an. Diese außergewöhnlichen Werke von Luigi Casalta, die auf den ersten Blick durch ihre feinen Gravuren faszinieren, laden dazu ein, in die kaiserliche Welt der Kunst und des Luxus einzutauchen. Wer die Hermesvilla besucht, wird nicht nur von ihrer Architektur und Geschichte beeindruckt sein, sondern auch von der Vielfalt und dem Detailreichtum der Kunstschätze, die sie birgt. (ea)