Volos: Schauriger Besuch zwischen legendenbehafteten Grabmälern

Kunstvoll verziert gehört das Grabmal der Familie Kontos zu den ungewöhnlichen Sehenswürdigkeiten der altertümlichen Nekropole von Nea Ionia am Rande der thessalischen Stadt Volos. Eine gruselige Legende begleitet das Schicksal der Verstorbenen.
Von Redakteurin Sofia Papadopoulou

Volos – Die Schönheit des Marmorgrabs mit seinem einnehmenden, morbiden Charme lässt fast vergessen, dass diese skurrile Sehenswürdigkeit mit einem Besuch in der altertümlichen Totenstadt, einem Friedhof, in Nea Ionia am Rande der zentralgriechischen Stadt Volos verbunden ist.

Das außerordentlich reich gestaltete Grabmal wurde 1900 von zwei Athener Bildhauern, den Brüdern Kotzamanis, errichtet. Die ungewöhnliche Ausführung als Tisch mit drei Stühlen ist fest mit einer lokale Legende verbunden. Sie erzählt, dass ein Samiamidi, ein giftiger Gecko, beim Frühstück in die Milch der Familie Kontos aus Lechonia gefallen war. Er zeichnet sich für das grausame Ende aller Mitglieder verantwortlich und wurde ebenso in der kunstvollen Arbeit verewigt, wie die Namen der Kinder der Familie in den Stühlen (Μνημείο Οικογένειας Κοντού, Nea Ionia 384 46, Griechenland, https://maps.app.goo.gl/Nw4VGYx1Ujk79JCQ9).

Das außerordentlich reich gestaltete Grabmal wurde 1900 von zwei Athener Bildhauern, den Brüdern Kotzamanis, errichtet. Foto: Hellas Bote

Zunächst auf dem 1. Friedhof von Athen platziert, erhielt das Kunstwerk 1992 seinen heutigen Platz innerhalb des historischen Gräberfeldes. Während das Grab selbst zum schaurigen Fotospot geworden ist, der in tiefem Respekt vor den Verstorbenen besichtigt werden kann, ist in der Legende kein wahrer Kern enthalten – so war weniger eine Eidechse, sondern vielmehr Tuberkulose der Grund für das Dahinscheiden der Familienmitglieder.
Das Licht der drei Kinder Eleni, Kostas und Katina erlosch aufgrund der Bakterienerkrankung. Es ist nachgewiesen, dass Katina am 9. April 1896 mit 16 Jahren in Volos und ihre Schwester im selben Jahr im Alter von 15 Jahren in einem Tuberkulose-Sanatorium in Genf verstarb. Im Dorf selbst hält sich allerdings beharrlich die Legende, wobei hier auch getuschelt wird, dass das Hausmädchen die Kinder vergiftet habe, damit andere Verwandte die Villa erben konnten.

Wer sich näher mit der Familie Kontos beschäftigt, für den gehört das verlassene und fast gruselige Herrenhaus im Dorf Ano Lechonia auf dem westlichen Pilion, 11 Kilometer südöstlich von Volos auf die Reiseroute. Das historische, klassizistische Gebäude wurde für den russischen Botschafter Nikolas Kontos erbaut, welcher mit seiner Frau und seinen vier Kindern lebte. Seit 1985 steht es unter Denkmalschutz. Das Herrenhaus steht für ein Beispiel des Neoklassizismus und wurde im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Truppen besetzt, die es als Hauptquartier nutzten. Die großen Räume wurden für Verhöre genutzt, im Keller der Villa sollen zahlreiche Menschen gefoltert und hingerichtet worden sein.

Das historische, klassizistische Gebäude wurde für den russischen Botschafter Nikolas Kontos erbaut, welcher mit seiner Frau und seinen vier Kindern lebte. Foto: Hellas Bote

Der Besitz der Familie Kontos war jedoch nicht nur auf dem Pilion angesiedelt, ebenfalls in Lausanne, Rom wurden Güter durch einen der mächtigsten Männer in Mittelgriechenland angesiedelt. Bis in die Region von Farsala war er bekannt und besaß ebenfalls in Athen eine Villa.

Das Dorf Ano Lechonia wird bereits seit der mykenischen Zeit bewohnt – eine Periode, die ihre Spuren hinterlassen hat. Massive Befestigungsblöcke auf dem Hügel Nevestiki, die versunkenen Überreste einer versunkenen, frühchristlichen Basilika oder die Burg Paliokastro erinnern ebenfalls an die osmanische Zeit. Als besonderes Highlight einer Reise startet hier zudem die historische Pilion-Bahn (Trenaki), die mit 20 km/h sicher ihren Weg auf der einspurigen Strecke findet. Auf einer Entfernung von 28 Kilometern verbindet der Museumszug die Station Ano Lechonia mit dem Bergdorf Milies und lässt dabei beeindruckende Aussichten auf den Pilion zu. (sp)

Was wäre eine solche Reise ohne eine mystische Legende, denn der Zug überquert die Wege der Zentauren und des Dodecatheon. Foto: Hellas Bote