Lina Mendoni: Der Schutz des kulturellen Erbes ist eine Frage des politischen Willens und Handelns.“

Das 9. Ministertreffen des Forums der Antiken Zivilisationen fand in Athen im Akropolismuseum unter Beteiligung hochrangiger Vertreter der Mitgliedstaaten statt.

Aktuell – Der Minister für Kultur und Tourismus der Volksrepublik China, Sun Yeli, der Kulturminister der Italienischen Republik, Alessandro Giuli, der Minister für Tourismus und Altertümer der Arabischen Republik Ägypten, Sherif Fathy, der Minister für Kulturerbe, Tourismus und Kunsthandwerk der Islamischen Republik Iran, Salehi Amiri Seyed Reza, der Minister für Kultur, Tourismus und Altertümer der Republik Irak, Ahmed Fakkak Al Badrani, die stellvertretende Kulturministerin der Republik Zypern, Lina Kassianidou, der stellvertretende Außenminister der Republik Armenien, Davit Karapetyan, der Generaldirektor für Kulturangelegenheiten des Außenministeriums der Republik Peru, Carlos German Augusto Amezaga Rodriguez, und die Botschafterin des Plurinationalen Staates Bolivien beim Heiligen Stuhl, mit paralleler Akkreditierung für Griechenland und den Malteserorden, Teresa Susana Subieta, nahmen teil, während Mexiko und Indien durch ihre Botschafter in Griechenland vertreten waren.

Foto: Griechisches Kulturministerium

Die Vorsitzende des Forums der Alten Völker, Kulturministerin Lina Mendoni, sprach in ihrer Eröffnungsrede die beiden Themen des 9. Ministertreffens an:

A. Die Auswirkungen der Klimakrise auf das kulturelle Erbe

B. Der illegale Handel mit Kulturgütern.

Er bezeichnete die Klimakrise als „dringend und vielschichtig“ und betonte: „Der Schutz unseres materiellen und immateriellen Kulturerbes vor der Klimakrise ist nicht nur eine technische Herausforderung. Es bedarf politischen Willens und Handelns, gesellschaftlichen Bewusstseins und Engagements sowie eines interdisziplinären Ansatzes und entsprechender Maßnahmen im Rahmen internationaler Zusammenarbeit.“ Er hob außerdem hervor: „Angesichts der zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels muss der Schutz unseres Kulturerbes über die traditionelle Logik von Konservierung und Restaurierung hinausgehen. Wir brauchen ein flexibles, anpassungsfähiges und universelles Management, das auf Prävention und Resilienz abzielt.“ Mit Blick auf die Rolle des Forums erklärte er: „Es kann eine wirkungsvolle Plattform für Expertise und Zusammenarbeit in diesen Bereichen darstellen. Es kann den Austausch von Fachwissen, die Bereitstellung von Daten und die Entwicklung gemeinsamer Projekte und Maßnahmen erleichtern. Die Klimakrise verändert die Welt, die wir geerbt haben. Unsere Reaktion darauf wird die Welt prägen, die wir den nachfolgenden Generationen hinterlassen.“

In Bezug auf den illegalen Handel mit Kulturgütern betonte er, dass dieser eine globale Geißel darstelle. Er stehe in direktem Zusammenhang mit Terrorismus und internationaler organisierter Kriminalität und stelle unsere Länder aufgrund ihres reichen kulturellen Erbes vor große Herausforderungen. Trotz der Stärkung nationaler Rechtsrahmen und der Verabschiedung internationaler Konventionen sei klar, dass diese nicht ausreichten, um das Problem endgültig zu lösen. Daher seien neue Initiativen und eine engere Zusammenarbeit zwischen den Ländern erforderlich. Er wies zudem darauf hin, dass gefälschte Objekte unser kulturelles Erbe verfälschten. Sie führten die Öffentlichkeit in die Irre, indem sie illegale Märkte aufrechterhielten, die häufig mit transnationalen kriminellen Netzwerken verknüpft seien. Er hob den Wert neuer technologischer Instrumente hervor: „Moderne Technologien, insbesondere die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz, können heute wesentlich zur Identifizierung und Verhinderung des Handels mit solchen Objekten beitragen.“ Er schlug vor, in Zusammenarbeit mit Experten und internationalen Organisationen einen gemeinsamen Verhaltenskodex für die Provenienzforschung von Sammlungen zu erarbeiten.

Bezüglich der Erweiterung des Forums erklärte der Vorsitzende Kulturminister: „Zypern hat schriftlich seine Absicht erklärt, Mitglied des Forums zu werden. Wir sind der Ansicht, dass das Forum kein exklusiver Staatenclub sein sollte. Es sollte Ländern mit einem langen und reichen kulturellen Erbe offenstehen, die ihren Willen zur Mitgliedschaft bekunden und unseren Dialog kreativ bereichern können. Wir sind fest davon überzeugt, dass Zypern eine bedeutende antike Zivilisation ist und wesentlich zur Stärkung des Forums beitragen kann. Ich freue mich sehr über die heutige – erstmalige – Teilnahme Indiens an unserer Arbeit. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass ein Forum antiker Zivilisationen ohne Indien nicht vollständig ist.“

Lina Mendoni schloss ihre Rede beim 9. Ministertreffen des Forums der Antiken Zivilisationen im Akropolismuseum mit den Worten: „Ich denke, Ihnen allen ist während unserer gesamten Anwesenheit hier die Diskrepanz aufgefallen, die durch die Platzierung der weißen Gipsrepliken des Parthenonfrieses anstelle der Originalskulpturen im Britischen Museum entsteht. Der Parthenonfries zeigt den Einzug der Panathenäischen Spiele, des größten Festes der alten Athener. Tatsächlich spiegelt der Fries die athenische Demokratie wider, deren höchste Werte Frieden und Schöpfung sind. Phidias’ Werk strahlt unvergleichliche Kraft, Vollkommenheit und Schönheit aus. Die Menschheit hat das Recht, diese einzigartige Synthese von Schöpfung, Freiheit und Demokratie in ihrer Gesamtheit zu sehen. Ich hoffe auf Ihre Unterstützung, damit diese Diskrepanz bald behoben werden kann.“

Außenminister Georgi Gerapetritis erklärte in seiner Ansprache an die Minister und Delegationen der Mitgliedstaaten des Forums der Alten Zivilisationen: „Wir bekräftigen das gemeinsame Engagement unserer Nationen für den Schutz und die Förderung unseres kulturellen Erbes, um in Zeiten beispielloser globaler Herausforderungen die Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis zu stärken. Dies ist ein konkreter Beweis für unser unerschütterliches Engagement für den Schutz des kulturellen Erbes, wo immer es bedroht ist, und für die Hervorhebung seiner Bedeutung für die Gestaltung friedlicher und inklusiver Gesellschaften. […] In einer Welt, die zunehmend von geopolitischer Zersplitterung geprägt ist, ist die Mission des Forums wichtiger denn je. Die Erklärung von Jerewan der 8. Ministerkonferenz hat zu Recht darauf hingewiesen, dass die Zerstörung von Kulturgut eines jeden Volkes eine Schädigung des kulturellen Erbes der gesamten Menschheit darstellt. […] Unsere Geschichte, liebe Freunde, zeigt uns, dass die Menschheit in der Vergangenheit große Umbrüche bewältigt hat. Sie erinnert uns daran, dass unsere Widerstandsfähigkeit nicht allein auf unserer wirtschaftlichen oder militärischen Stärke beruht, sondern vor allem auf der Beständigkeit unserer grundlegenden Werte. Lassen wir uns, liebe Freunde, von den Errungenschaften unserer Zivilisationen inspirieren, den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen.“

Die Ko-Vorsitzende des Forums, die stellvertretende Außenministerin und Botschafterin Alexandra Papadopoulou, betonte: „Das Forum der Antiken Zivilisationen konzentriert sich auf den interkulturellen Dialog, um unser kulturelles Erbe zu schützen und zu fördern. Geschichte, Kultur und Innovation können die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen und so den Weg in eine nachhaltige Zukunft ebnen. Wir müssen das materielle und immaterielle Kulturerbe in die Nachhaltigkeitsagenda einbeziehen und gemeinsam die Auswirkungen der Klimakrise darauf abmildern. Das Forum rückt die Nachhaltigkeit und den Pluralismus unserer antiken Zivilisationen in den Vordergrund. Daher ist es notwendig, Programme zu fördern, die junge Menschen und lokale Gemeinschaften einbeziehen und das Potenzial der Kultur anerkennen.“

Die Minister und Delegationsleiter der Mitgliedstaaten des Forums der Antiken Zivilisationen lobten in ihren Erklärungen und Reden die hervorragende Organisation der griechischen Präsidentschaft und würdigten Griechenland. Der Gipfel schloss mit der einstimmigen Annahme der Erklärung von Athen, in der die Republik Zypern als Vollmitglied in das Forum der Antiken Zivilisationen aufgenommen und die erstmalige Teilnahme der Republik Indien als Beobachterland begrüßt wurde. Auch deren zukünftige Aufnahme wurde bekräftigt. Die Italienische Republik übernimmt durch Kulturminister Alessandro Giuli die Präsidentschaft des Forums für das Jahr 2026.

Im Anschluss an die Unterzeichnung der Erklärung von Athen folgte ein Rundgang der Delegationen der Mitgliedstaaten des Forums der Antiken Zivilisationen im Akropolismuseum durch den Generaldirektor, Prof. Nikolaos Stampolidis, und eine Besichtigung des Akropolisfelsens durch die Leiterin der Ephorie für Altertümer der Stadt Athen, Dr. Elena Kountouri. (opm)

Foto: Griechisches Kulturministerium