An einem Abend, der für viele Besucher nicht nur ein Konzert, sondern eine Reise durch vier Jahrzehnte Musikgeschichte bedeutete, strömten am vergangenen Samstag Hunderte Fans in das Haus der Jugend an der Düsseldorfer Lacombletstraße.
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler
Düsseldorf/Magazin – Der Anlass war ein gleich doppelter: Das 40-jährige Bestehen der Jungen Aktionsbühne (JAB) und das große Fantreffen mit Düsseldorfs international gefeierter Metal-Ikone Doro Pesch. Die Veranstaltung, moderiert von Tobias Wienke, war schon im Vorfeld restlos ausverkauft.

Für Doro markierte der Auftritt eine emotionale Rückkehr an jene Stätte, an der ihre Karriere 1982 ihren Lauf nahm. Damals trat die junge, unbekannte Sängerin bei einem Nachwuchswettbewerb im Haus der Jugend auf – ein Moment, der alles veränderte und sie von der Düsseldorfer Undergroundszene über ihre Band Warlock bis zu einer der wichtigsten Stimmen im globalen Metal führte. Rund 43 Jahre später kehrte sie als „Queen of Metal“ in genau diese Räume zurück, begleitet von ihrer aktuellen Band und inmitten einer Fangemeinschaft, die sie seit Jahrzehnten treu begleitet.
Mit auf der Bühne standen Johnny Dee am Schlagzeug sowie Bas Maas und Zibby Krebs an den Gitarren, die Doros kraftvollen Gesang umrahmten. Der Abend erhielt zusätzlich besondere Strahlkraft durch einen Gast, der selbst auf eine eindrucksvolle Karriere zurückblickt: Andy Brings, bekannt geworden als Gitarrist der Thrash-Metal-Band Sodom, heute Musiker, Produzent und Filmemacher. Gemeinsam mit Doro sorgte er für mehrere musikalische Gänsehautmomente, die das Publikum zwischen Kopfnicken, Mitsingen und stiller Bewunderung bewegten.

Den Auftakt des Abends gestaltete die Düsseldorfer Band Roter Kreis, die längst Kultstatus genießt. Das Quartett, entstanden 2017 im Rahmen des „Meets & Beats“-Projekts der Jungen Arbeit und Bildung, brachte mit seinem energiegeladenen Mix aus Rock, Punk und Rap sofort Dynamik in den Saal. JayJay am Mikrofon, Bassist Ufo Walter, Gitarrist Thomas Schneider von den Fehlfarben und Vom Ritchie, Schlagzeuger der Toten Hosen, präsentierten sich als perfekt eingespieltes Kollektiv. Ihre Verbundenheit mit der JAB, bei deren Veranstaltungen sie regelmäßig auftreten, verlieh dem Jubiläum eine weitere persönliche Note und machte deutlich, wie stark lokale Initiativen die Musiklandschaft prägen können.
Im Mittelpunkt des Abends stand jedoch die unvergleichliche Geschichte Doros. Ausgebildet als Typografin, kämpfte sie in jungen Jahren gesundheitlich und musikalisch zugleich, spielte in Düsseldorfer Bands wie Snakebite und Attack und gründete 1983 Warlock. Mit vier Studioalben, weltweiten Touren und einem legendären Auftritt beim Monsters of Rock 1986 gelang ihr, was nur wenigen Frauen im Metal damals gelang: internationale Sichtbarkeit und Respekt in einer großteils männlich dominierten Szene. Später folgten Alben aus New York, Zusammenarbeit mit Ikonen wie Lemmy Kilmister, Gastauftritte mit den Scorpions, Tourneen mit Motörhead und zahlreiche Festivalshows. Ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum feierte sie 2023 beim Wacken Open Air, wo eine beeindruckende Riege an Gastkünstlern mit ihr auftrat.
Dass sie nie die Verbindung zu ihrer Heimat verlor, zeigte erst im Mai 2024 ein weiterer Meilenstein: die Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Düsseldorf – ein feierlicher Moment, den sie mit einer akustischen Version von „All We Are“ würdigte.
Im Haus der Jugend lag an diesem Abend all das spürbar in der Luft: die harte Arbeit der frühen Jahre, die Funken, die Bühnen, die Stimmen, die Freundschaften. Die JAB selbst, die seit 40 Jahren kreative Räume für Jugendliche schafft, verlieh der Veranstaltung einen besonders emotionalen Rahmen. Nicht wenige der Besucher verbanden mit dem Haus der Jugend eigene Erinnerungen aus der Schulzeit, aus Bandprojekten, Workshops oder früheren Konzerten. Dass ausgerechnet hier eine der bekanntesten deutschen Rocksängerinnen erneut auf der Bühne stand, machte den Jubiläumsabend zu einem kulturellen Ereignis, das weit über den Metal hinausstrahlte. (sk)

