Zwischen den Säulen der Weisheit: Wirtschaftsuniversität mit Geschichte

Im Herzen Athens, dort wo die Zeit auf Marmorstufen ruht und Geschichte in den Gassen flüstert, erhebt sich eine Institution, die mehr ist als nur eine Hochschule – sie ist ein Zeugnis des griechischen Geistes, des ökonomischen Denkens und des kulturellen Erbes: die Wirtschaftsuniversität Athen, Οικονομικό Πανεπιστήμιο Αθηνών.
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler

Aktuell – Gegründet im Jahr 1920 von Eleftherios Venizelos, einer der prägendsten Persönlichkeiten der modernen griechischen Geschichte, steht sie seit über einem Jahrhundert für akademische Exzellenz, ökonomische Innovation und europäische Verbundenheit.

Venizelos, einst Ministerpräsident des jungen griechischen Staates, erkannte inmitten politischer Umbrüche und wirtschaftlicher Herausforderungen die Notwendigkeit, eine Institution zu schaffen, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern Griechenland intellektuell mit der Welt verknüpft. In einer Zeit, in der das Land noch unter den Nachwirkungen der Balkankriege und des Ersten Weltkrieges litt, setzte er ein Zeichen für Fortschritt und Modernität – und errichtete mit der damaligen Wirtschaftshochschule Athen ein Fundament für ökonomische Bildung, das bis heute Bestand hat.

Was einst mit einer klaren Vision begann, ist heute ein multidisziplinäres Zentrum ökonomischer Forschung und akademischer Vielfalt. In drei Fakultäten, gegliedert in Wirtschaftswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre sowie Informationswissenschaften und Statistik, bietet die Universität ein breites Spektrum an Studiengängen – von klassischer Volkswirtschaft bis hin zu hochspezialisierten Masterprogrammen in Bereichen wie International Shipping, Finance and Management oder Digital Methods for the Humanities. Die Verbindung traditioneller ökonomischer Theorie mit modernen Technologien spiegelt nicht nur den Wandel der Zeit wider, sondern auch die Fähigkeit Griechenlands, seine antiken Wurzeln mit der digitalen Zukunft zu verweben.

Der Campus in Athen, unweit des historischen Zentrums, wirkt wie ein intellektuelles Epizentrum zwischen Platonischem Denken und globalem Management. Zwischen Neoklassizismus und modernem Lehrbetrieb atmet jede Vorlesung auch ein Stück Philosophie. In einer Stadt, in der einst die Agora als Geburtsstätte des ökonomischen Denkens galt, werden heute zukünftige Entscheidungsträger Europas und der Welt geformt – analytisch geschult, global orientiert und griechisch verwurzelt.

Die Studiengänge der Wirtschaftsuniversität Athen sind nicht nur inhaltlich breit gefächert, sondern auch international ausgerichtet. Besonders hervorzuheben ist der MBA International, ein Programm, das gemeinsam mit der Nationalen Technischen Universität Athen angeboten wird und auf Englisch unterrichtet wird. Ebenso zeigt die Kooperation mit der Universität Kent im Bereich Heritage Management, wie eng wirtschaftliches Denken mit kulturellem Erbe verbunden sein kann – ein Bezug, der gerade in Griechenland von symbolischer Tiefe ist.

Auch auf dem internationalen Parkett bleibt die Institution nicht unbeachtet: So wurde sie im renommierten Eduniversal-Ranking mit vier Palmenblättern als führende griechische Business School ausgezeichnet und zählt laut Der Spiegel zu den Top 25 Wirtschaftshochschulen Europas. In den QS World University Rankings erreicht sie in Fachbereichen wie Accounting & Finance oder Economics & Econometrics Platzierungen in den vorderen Bereichen, was ihre akademische Relevanz im internationalen Vergleich unterstreicht.

Doch Rankings allein erfassen nicht, was diese Universität im Innersten ausmacht. Es ist die tief verwurzelte Idee, dass wirtschaftliches Denken nicht losgelöst von Ethik, Geschichte und Kultur existieren kann. Es ist die griechische Sicht auf Bildung – ganzheitlich, humanistisch und zugleich pragmatisch –, die hier weitergetragen wird. So finden sich Spuren des Hellenismus nicht nur in den Namen der Fakultäten, sondern auch im Geist der Studierenden, die sich zwischen Statistikklausur und Philosophievortrag bewegen wie zwischen zwei Jahrhunderten. (sk)

Foto: Badseed, CC BY-SA 3.0, wikimedia.org