Griechische Wurzeln im Wind der Jahrhunderte – Kaulon, die vergessene Perle Achaias in Kalabrien

Monasterace, Kalabrien – In den stillen Wellen der ionischen Küste Kalabriens ruht ein Stück griechischer Geschichte, das nur wenigen bekannt ist: Kaulon – auch als Caulonia bekannt – war einst eine blühende antike Stadt, gegründet um 700 v. Chr. von Kolonisten aus Achaia, dem Mutterland Griechenlands.
Von HB-Redakteurin Sabrina Köhler

Reisen – Heute finden sich ihre Überreste an der östlichen Küste im Gebiet der modernen Gemeinde Monasterace – ein Ort, an dem die Zeit in Trümmern spricht und die Wiege der westgriechischen Kultur ihre Spuren hinterließ.

Die Geschichte von Kaulon ist eng mit anderen griechischen Kolonien wie Kroton und Sybaris (später Thurioi) verbunden – allesamt achaische Gründungen, die ein Netzwerk wirtschaftlicher und kultureller Blüte entlang der süditalienischen Küste bildeten. Die prächtigen, kunstvoll geprägten Münzen, die in Kaulon gefunden wurden, zeugen von einer florierenden Wirtschaft und einer ausgeprägten urbanen Struktur. Der vermutliche Namensgeber, ein Bürger namens Kaulos, steht symbolisch für die Verschmelzung griechischer Identität mit süditalienischem Boden.

Foto: Marcuscalabresus, CC BY-SA 3.0, wikimedia.org

Doch das Erbe dieser Stadt ist nicht unversehrt geblieben. Besonders in den Wintermonaten 2013/2014 richteten schwere Stürme massive Schäden an der archäologischen Stätte an und rissen einen Teil der Geschichte mit sich ins Meer. Umso bedeutender sind die Kleinfunde, die im Museo Archeologico Nazionale di Reggio Calabria ausgestellt werden – sie bewahren das Erbe Kaulons für die Nachwelt und machen es der Öffentlichkeit zugänglich.

Kaulon ist ein faszinierendes Beispiel für die griechische Expansion in den Westen, ein Ort, der tief in der DNA der europäischen Kultur verwurzelt ist. Seine Ausgrabungsstätten erzählen von griechischer Architektur, urbaner Planung und wirtschaftlicher Raffinesse, die einst die Region Bruttium – heute Kalabrien – prägten.

Für Geschichtsinteressierte, Archäologiebegeisterte und Liebhaber der hellenistischen Kultur bietet Kaulon einen nahezu mystischen Zugang zu einem Kapitel europäischer Identität, das es zu entdecken gilt – bevor das Meer weitere Fragmente verschluckt. (sk)

Foto: Marcuscalabresus, CC BY-SA 3.0, wikimedia.org