Weit entfernt vom Trubel der großen Urlaubsinseln liegt Paxos, ein stilles, aber strahlendes Kleinod im Ionischen Meer.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou
Reisen – Als kleinste Hauptinsel der Inselgruppe Paxi, die zur gleichnamigen Gemeinde gehört, erstreckt sich Paxos über gerade einmal 24,6 Quadratkilometer. Mit einer Länge von etwa zehn Kilometern und maximal zwei Kilometern Breite ist die Insel ein Ort für all jene, die das Ursprüngliche, das Mythische und das Mediterrane in seiner reinsten Form erleben möchten.

Paxos liegt südlich von Korfu und ist nur einen Katzensprung von der westgriechischen Festlandsküste und dem malerischen Hafenort Parga entfernt. Die Landschaft ist zweigeteilt: Während der Osten mit sanften Buchten, glasklarem Wasser und Olivenhainen lockt, zeigt sich der Westen dramatisch – mit steil abfallenden Klippen, Grotten und geheimnisvollen Monolithen wie dem Ortholithos, der wie ein steinerner Wächter aus dem Meer ragt.
Geologisch wie mythologisch ist Paxos eng mit der Nachbarinsel Korfu verbunden – oder war es einst. Der Sage nach schlug Poseidon, Gott der Meere, mit seinem Dreizack einen Teil Korfus ab, um für sich und seine Geliebte Amphitrite ein privates Liebesnest zu schaffen: Paxos war geboren. Nicht zufällig ziert der Dreizack heute das Wappen der Insel.
Schon in der Antike war Paxos Teil bedeutender Handels- und Kriegsschauplätze. Die strategische Lage zog nicht nur griechische Siedler, sondern auch Phönizier, Illyrer, Römer und Venezianer an. In der Tat könnte der Name „Paxos“ vom phönizischen „paks“ stammen – eine Anspielung auf die trapezförmige Silhouette der Insel.

Unter venezianischer Herrschaft (ab 1386) blühte der Olivenanbau. Doch die Idylle wurde immer wieder durch Plünderungen erschüttert – insbesondere durch die Türken unter Barbarossa (1537) und bei weiteren Angriffen im Jahr 1571. Später kam Paxos unter britisches Protektorat und schloss sich 1864 dem modernen Griechenland an.
Ein kurioser Seitenzweig der Geschichte: Der „Paxos-Algorithmus“ – ein mathematisches Modell für Konsens in verteilten Systemen – basiert auf einem fiktiven Parlament, das der Informatiker Leslie Lamport auf der Insel verortete. Was als humorvoller Aufhänger begann, wurde zu einem bedeutenden Konzept in der Informatik.
Heute leben rund 3000 Menschen auf Paxos, die Hälfte davon in der charmanten Inselhauptstadt Gaios, einem lebendigen Hafenort mit venezianischem Flair. Hier erinnert eine Statue an den Freiheitskämpfer Georgios Anemogiannis, der im griechischen Unabhängigkeitskrieg heldenhaft fiel.
Olivenöl bleibt ein Kulturgut, doch der Tourismus ist längst zur wichtigsten Einkommensquelle geworden. Die Insel bietet Besucherinnen und Besuchern eine ruhige Alternative zu überlaufenen Reisezielen – mit romantischen Dörfern wie Lakka und Longos, kleinen Tavernen, verwunschenen Stränden und endlosen Olivenhainen.

Andipaxos – Der kleine Weintraum
Nur zweieinhalb Kilometer südlich liegt Andipaxos, ein noch kleineres Paradies mit nur rund 20 ständigen Bewohnern. Die Insel ist berühmt für ihre Rebflächen und exzellenten Weine, die in kleinen Mengen, aber mit großer Qualität gekeltert werden. Besonders beliebt bei Tagesausflüglern sind die Strände Voutoumi, Vrika und das stille Mesovrika – erreichbar per Boot von Gaios oder sogar von Korfu aus.
Sehenswürdigkeiten & Erlebnisse: Die stille Schönheit entdecken
- Blaue Grotten der Westküste – beeindruckende Meeresgrotten, perfekt für Bootstouren und Schnorcheln.
- Agios Nikolaos & Panaghia – zwei kleine Inseln vor Gaios mit historischen Festungsruinen und einer Kapelle.
- Magazia – ein authentisches Dorf im Inselinneren, umgeben von uralten Olivenbäumen.
- Leuchtturm auf Andipaxos – ein ruhiger Ort mit weitem Blick auf das offene Meer.
Paxos ist nicht laut, nicht grell und nicht schnell. Es ist eine Insel der leisen Töne, der Mythen und der geschichtsträchtigen Olivenbäume. Eine Insel, in der selbst das Meer manchmal den Atem anhält, um die Schönheit nicht zu stören. (mv)
