Wenn die ersten Schneeflocken über den Gipfeln des Pindos-Gebirges tanzen und Nebelschwaden den Olymp einhüllen, erinnern sich die Griechen nicht nur an Zeus und die alten Mythen. Der heutige Internationale Tag der Berge, ausgerufen immer am 11. Dezember von den Vereinten Nationen, erhält in Griechenland eine besonders vielschichtige Bedeutung – denn das Land steht exemplarisch für die Verbindung von Natur, Geschichte und aktuellem Wandel.
Von HB-Redakteurin Soula Dimitriou
Aktuell – Rund 80 Prozent der Landesfläche Griechenlands sind gebirgig – ein Wert, der das Land zu einem der bergreichsten in Europa macht. Die Gebirge sind nicht nur landschaftliches Juwel, sondern prägen Klima, Biodiversität, Kultur und Wirtschaft. Vom legendären Olymp mit seinen 2.918 Metern über dem Meeresspiegel bis zu den entlegenen Höhen des Taygetos auf dem Peloponnes – die Berge sind lebendige Archive der griechischen Identität. Doch diese Höhenzüge sind längst mehr als nur stille Zeugen antiker Geschichten. Sie sind zugleich Hoffnungsträger und Sorgenkinder.
Wie unter einem Brennglas zeigt sich in den griechischen Bergen die globale Klimakrise. Der Rückgang saisonaler Schneefälle, veränderte Vegetationszyklen und zunehmende Waldbrände – selbst in hochgelegenen Regionen – alarmieren Wissenschaftler. „Die empfindlichen Ökosysteme in den Bergen reagieren schneller und drastischer auf klimatische Veränderungen“, erklärt Umweltschützerin Eleni Papadopoulou. „Und das betrifft nicht nur die Natur, sondern auch die Menschen, die seit Generationen hier leben.“
Die Bergdörfer Griechenlands litten jahrzehntelang unter Abwanderung. Viele junge Menschen zog es in Städte oder ins Ausland. Doch seit einigen Jahren zeichnet sich eine leise Umkehr ab: Digitale Arbeit, Sehnsucht nach Naturverbundenheit und staatliche Förderprogramme für ländliche Entwicklung bringen neues Leben in alte Steinhäuser. Auch der Olymp, Sitz der antiken Götter, ist heute ein Brennpunkt des Umweltschutzes.
Am 11. Dezember geht der Blick in Griechenland nicht nur in die Höhen, sondern auch in die Tiefe – der Verantwortung, des Bewusstseins, der Verbindung zwischen Mensch und Natur. Die griechischen Berge stehen sinnbildlich für das, was auf dem Spiel steht – und für das, was gerettet werden kann. Denn wer den Olymp sieht, erkennt nicht nur eine Landschaft – sondern eine lebendige Geschichte, die weitergeschrieben werden will. (sd)

