Olbia, das heutige Tor zur schillernden Costa Smeralda, birgt eine Geschichte, die tiefer reicht als das Blau des Tyrrhenischen Meeres: die einer antiken griechischen Kolonie, gegründet von Seefahrern, die einst das „glückliche Land“ suchten – und fanden.
Von HB-Redakteurin Maria Vlachou
Reisen – Bereits in der Antike legten griechische Siedler an der geschützten Bucht im Nordosten Sardiniens an und gründeten die Stadt Olbia – ein Name, der im Griechischen „die Glückliche“ bedeutet. Fernab des Mutterlandes schufen sie einen blühenden Handelsplatz, der nicht nur Waren, sondern auch Kulturen verband. Olbia wurde zu einem bedeutenden Knotenpunkt im Netzwerk des Mittelmeerhandels, das Sardinien eng mit der griechischen Welt verknüpfte.
Die strategische Lage machte Olbia bald auch für andere Mächte begehrlich: Etrusker, Karthager und schließlich die Römer kämpften um die Vorherrschaft in diesem blühenden Hafen. 259 v. Chr. besiegte der römische Konsul Lucius Cornelius Scipio hier den karthagischen Feldherrn Hanno, ein Ereignis, das Olbias antike Rolle nachhaltig prägte.
Obwohl die Zeit vieles verwehte, lebt das griechische Erbe Olbias bis heute weiter – manchmal verborgen, manchmal offen sichtbar:
- Der römische Aquädukt Sa Rughitulla, der die Wasserbaukunst weiterentwickelte, wurzelt in frühen griechischen Techniken.
- Das Brunnenheiligtum Sa Testa, ein mystischer Ort an der Straße nach Golfo Aranci, könnte Zeugnis alter religiöser Vorstellungen sein, die bereits die ersten griechischen Siedler mitbrachten.
- Auf der Anhöhe der Punta Casteddu erhebt sich die Nuraghe von Cabu Abbas – ein Monument, das von noch älteren Kulturen stammt, aber in späteren Zeiten von den neuen Bewohnern adaptiert wurde.
Heute flanieren Besucher durch die belebte Altstadt über den Corso Umberto, bestaunen die mächtige Basilika San Simplicio und genießen den Blick auf das endlose Blau der Tavolara-Insel – oft ohne zu ahnen, dass sie auf dem Boden einer Stadt wandeln, deren Seele vor mehr als zweitausend Jahren in griechischer Sprache erträumt wurde.
Olbia bleibt – damals wie heute – eine glückliche Stadt. Eine Stadt, in der die Spuren der Geschichte noch im Licht der Mittelmeersonne glänzen. (mv)
