Der Nationalgarten von Athen: Eine grüne Oase im Herzen der antiken Hauptstadt

Im pulsierenden Zentrum von Athen, nur wenige Schritte vom Syntagma-Platz entfernt, liegt der Nationalgarten, eine wahre grüne Oase, die nicht nur den Athenern, sondern auch den zahlreichen Besuchern der Stadt ein unverwechselbares Naturerlebnis bietet.
Von HB-Redakteur Jorgos Kontos

Reisen – Auf einer Fläche von rund 15,5 Hektar erstreckt sich dieser historische Park, der einst als königlicher Garten konzipiert wurde und heute als öffentlicher Park das Herzstück der griechischen Hauptstadt bildet. Vom majestätischen Parlamentsgebäude im Norden bis zum Zappeion im Süden schmiegt sich der Garten an einige der bedeutendsten Wahrzeichen Athens, was ihn zu einem unverzichtbaren Teil des kulturellen und natürlichen Erbes der Stadt macht.

Die Geschichte des Nationalgartens von Athen ist tief mit der antiken Vergangenheit Griechenlands und der griechischen Monarchie verbunden. In der Antike war ein Teil des heutigen Gartens bereits der private Garten des Philosophen Theophrastos, der als Schüler Aristoteles‘ bekannt wurde. Theophrastos, ein Wegbereiter der Botanik, legte dort einen Garten an, der nicht nur als botanisches Paradies galt, sondern auch ein heiliger Ort für philosophische und wissenschaftliche Gedanken war. Demetrios von Phaleron, ein bedeutender Staatsmann Athens, schenkte diesem Garten einen Platz für Lehre und Forschung. So kann der heutige Nationalgarten von Athen als ein Ort der Geschichte und Wissenschaft betrachtet werden, dessen Wurzeln bis in die Antike reichen.

Doch die Geschichte des Gartens nahm eine neue Wendung, als Königin Amalie, die Frau des ersten Königs von Griechenland, Otto, in den Jahren 1838 bis 1840 den Garten als botanischen Garten anlegen ließ. Diese Umgestaltung sollte nicht nur der Forschung dienen, sondern auch als königliches Refugium für die Monarchen und ihre Gäste. Für die Planung wurde der deutsche Agronom Friedrich Schmidt beauftragt, der mit seiner Expertise zur Anlage eines botanischen Gartens maßgeblich beitrug. Besonders hervorzuheben ist, dass Königin Amalie selbst in die Gestaltung des Gartens involviert war und ihn mit Pflanzen aus ihrer Heimat, darunter kalifornische Palmen, schmückte, die auch heute noch am Eingang zu sehen sind.

Mit dem Ende der Monarchie in Griechenland 1974 und der Ausrufung der Republik wurde der Garten der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und in Nationalgarten umbenannt. Diese Umgestaltung spiegelte den Wandel der politischen Landschaft Griechenlands weiter wider. Der Garten, einst ein Ort des königlichen Lebens, wurde zu einem frei zugänglichen Raum für alle – eine grüne Erholungsoase im hektischen Großstadtalltag Athens.

Seitdem ist der Nationalgarten ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen gleichermaßen. Der Park ist täglich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet und bietet Besuchern eine ruhige Zuflucht inmitten der lauten Stadt. Die gepflegten Gehwege, die schattenspendenden Bäume und die gut angelegten Blumenbeete schaffen eine Atmosphäre, die sowohl zum Entspannen als auch zum Entdecken einlädt.

Der Nationalgarten von Athen beeindruckt nicht nur durch seine Geschichte, sondern auch durch seine botanische Vielfalt. Auf dem Gelände gibt es über 500 verschiedene Pflanzenarten, von denen viele aus Griechenland stammen. Besonders bemerkenswert ist die Vielfalt der mediterranen Pflanzenwelt, die hier anschaulich präsentiert wird. Der Garten bewacht außerdem zahlreiche Vogelarten, Schildkröten und Fische, die in den Teichen und kleinen Wasserläufen leben. Der Park wird so zu einem lebendigen Mikrokosmos, der eine Oase für Flora und Fauna darstellt.

Ein kleines botanisches Museum im Garten informiert Besucher über die Pflanzenwelt und Geschichte des Gartens. Ergänzt wird das Erlebnis durch ein Café, das nicht nur Erfrischungen bietet, sondern auch eine Gelegenheit zum Verweilen inmitten der grünen Naturlandschaft darstellt. Für die kleineren Besucher gibt es eine Kinderbibliothek, die den jungen Gästen die Möglichkeit gibt, in einer entspannten Atmosphäre zu lesen und zu spielen.

Der Nationalgarten ist jedoch nicht nur ein Ort der botanischen Schönheit, sondern auch ein Ort der archäologischen Entdeckung. Bei der Umgestaltung und Pflege des Gartens wurden immer wieder bedeutende Funde gemacht, die Zeugnisse der reichen Geschichte Griechenlands ablegen. Ein römisches Mosaik, das bei Ausgrabungen entdeckt wurde, sowie eine antike Wasserleitung, die einst zur Bewässerung des Gartens diente, sind heute noch sichtbar und tragen zur historischen Bedeutung des Gartens bei.

Der Garten ist außerdem von Büsten wichtiger Persönlichkeiten der griechischen Geschichte gesäumt, darunter der Dichter Dionysios Solomos und der Bankier Jean Gabriel Eynard. Diese Denkmäler erinnern an die kulturellen und politischen Gestalten, die zur Entwicklung Griechenlands beigetragen haben und unterstreichen den historischen Charakter dieses besonderen Ortes.

Der Nationalgarten von Athen ist weit mehr als nur ein Park – er ist ein lebendiger Teil des urbanen Lebens und ein wichtiger Kulturraum. Im Laufe des Jahres finden hier verschiedene Veranstaltungen statt, die den Garten zu einem Treffpunkt für Kunst- und Kulturinteressierte machen. So wird beispielsweise das Athens Gardens Festival regelmäßig im Nationalgarten veranstaltet, das Musikliebhaber aus der ganzen Welt anzieht und den Park in einen Ort der künstlerischen Entfaltung verwandelt. (jk)

Foto: A.Savin – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, wikimedia.org

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