Jährlich gelangen EU-weit mindestens acht Millionen Tonnen Plastik in die Meere. Strohhalme machen dabei den elfhäufigsten Müll in den griechischen Gewässern aus. Die EU-Kommission hat die Bekämpfung der Meeresverschmutzung als Priorität festgesetzt und Einwegprodukte aus Plastik, für die es Alternativen gibt, verboten.
Kommentar von HB-Redakteur Panos Ventouris
Aktuell – Plastikstrohhalme sind klein und wirken harmlos, doch ihre Folgen sind gravierend. Während sie nur für wenige Minuten genutzt werden, verbleiben sie bis zu 200 Jahre in der Umwelt, ohne sich biologisch abzubauen. Stattdessen zerfallen sie in Mikroplastikpartikel, die Meereslebewesen gefährden und über die Nahrungskette schließlich auf unseren Tellern landen.
Seit Juli 2021 dürfen viele Einwegplastikprodukte, darunter Strohhalme, nicht mehr verkauft werden. Das Verbot war bereits 2018 beschlossen worden, wobei die Mitgliedsstaaten die Richtlinien in nationales Recht überführen mussten. Trotz der anfänglichen Verzögerung wurde das Verbot weitgehend umgesetzt, um die Plastikflut in den Meeren einzudämmen.
Die Regelung gilt für alle EU-Länder, darunter auch Griechenland. Doch während sich viele Staaten strikt an das Verbot halten, hat Griechenland eine umstrittene Lösung gefunden …
Wiederverwendbare Plastikstrohhalme – eine fragwürdige Alternative?
Um das Verbot zu umgehen, sind in Griechenland sogenannte wiederverwendbare Plastikstrohhalme auf dem Markt. Diese sehen genauso aus wie ihre verbotenen Einweg-Vorgänger, fühlen sich auch gleich an, doch eine Aufschrift besagt, dass sie angeblich bis zu 50 Mal verwendet werden können. Ob dies tatsächlich eingehalten wird oder ob diese „Mehrweg-Strohhalme“ lediglich eine legale Grauzone ausnutzen, bleibt fraglich.
Blick in die Zukunft: Die nächsten Schritte der EU
Die EU setzt weiterhin auf eine drastische Reduzierung von Plastikmüll. Ab 2030 sollen alle Verpackungen recycelbar sein. Dies betrifft nicht nur klassische Plastikverpackungen, sondern auch kleine Portionspackungen wie Ketchup-Tütchen oder Plastikhüllen für Obst und Gemüse. Auch an Flughäfen wird die Verwendung von Plastik zur Kofferumhüllung verboten.
Zudem setzt die EU auf Mehrwegsysteme: Unternehmen werden verpflichtet, Mehrwegquoten einzuhalten um Verpackungsmüll weiter zu reduzieren. Bestimmte umweltschädliche Chemikalien, wie PFAS oder Bisphenol A, dürfen in Lebensmittelverpackungen nicht mehr verwendet werden.
Mit diesen Maßnahmen will die EU ihr Ziel erreichen den Verpackungsmüll bis 2040 um mindestens 15 Prozent zu senken. Angesichts der Tatsache, dass pro EU-Bürger aktuell 190 Kilogramm Verpackungsmüll pro Jahr anfallen, ist dies ein ambitioniertes, aber notwendiges Vorhaben.
Ein Scheinfrieden mit Plastik?
Das Plastikverbot ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung doch Griechenland zeigt, dass Lücken weiterhin genutzt werden. Die vermeintlich wiederverwendbaren Plastikstrohhalme sind ein Beispiel für kreative Umgehungsstrategien, die die eigentliche Umweltproblematik nicht lösen.
Ob es tatsächlich gelingt, den Plastikmüll nachhaltig zu reduzieren, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Die EU muss sicherstellen, dass ihre Richtlinien nicht nur auf dem Papier existieren, sondern auch konsequent umgesetzt und kontrolliert werden. Sonst bleibt das Märchen von den wiederverwendbaren Plastikstrohhalmen nichts weiter als eine Illusion. (pv)
